Beschreibung
Bilder sind seit jeher ein wesentlicher Bestandteil der Massenkommunikation, und es wird ihnen traditionell eine besonders starke Wirkung auf die Meinungsbildung der Mediennutzer zugeschrieben. Das klassische Instrumentarium der Kommunikationswissenschaft ist aber nach wie vor vorwiegend am geschriebenen, allenfalls noch am gesprochenen Wort orientiert. Das gilt vor allem für die empirischen Methoden. Dabei ist in den letzten Jahren eine Vielzahl von spezifischen Methoden zur Analyse der Inhalte, der Rezeption und der Wirkung visueller Kommunikation entwickelt worden. Diese Methoden werden jedoch oft als Unterkategorie von im übrigen vorwiegend aufs Wort konzentrierten Methoden geführt, oder es handelt sich um Anleihen aus benachbarten Disziplinen, deren Nutzen für die Kommunikationswissenschaft nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist.
In diesem Band werden einige der wichtigsten Verfahren zur Erforschung visueller Kommunikation zusammengetragen und in einer verständlichen Sprache Studenten und solchen Forschern zugänglich gemacht, die keine Experten des jeweiligen Spezialgebietes sind, in dem die betreffenden Methoden entwickelt wurden.
Dieser Titel ist ein unveränderter Nachdruck als TB-Ausgabe von ISBN 978-3-86962-043-5.
Autorenportrait
Clemens SCHWENDER, Prof. Dr., Studium der Germanistik (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) mit Schwerpunkt Medienwissenschaft, Philosophie und Psychologie an der TU Berlin. Professur für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der University of Management and Communication in Potsdam. Stellvertretender Sprecher der Fachgruppe “Visuelle Kommunikation” der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Thomas PETERSEN, geboren 1968 in Hamburg. Studierte 1987 bis 1992 an der Universität Mainz Publizistik, Alte Geschichte und Vor- und Frühgeschichte. 1993 Magister. 2001 Promotion. 2010 Habilitation. 1990 bis 1992 Journalist beim Südwestfunk in Mainz. Seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Demoskopie Allensbach, seit 1999 Projektleiter. Seit 1995/1996 Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen, darunter Universität Mainz, TU Dresden, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. 2007/2008 Vertretung der Professur für methodische und historische Grundlagen der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg. Past Präsident der World Association for Public Opinion Research (WAPOR), Sprecher der Fachgruppe „Visuelle Kommunikation“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft“ (DGPuK).
Inhalt
I. Einleitung
II. Die Erforschung des Bildinhalts – Qualitative, interpretative Ansätze
1. Ikonografie und Ikonologie, visuelle Kontextanalyse, visuelles Framing (Marion G. Müller)
1.1 Ikonografie und Ikonologie
1.2 Visuelle Kontextanalyse
1.3 Visual Framing
2. Ikonologische Kontextanalyse (Annekatrin Bock, Holger Isermann und Thomas Knieper)
2.1 Der Prozess der Bildkommunikation
2.2 Die ikonologische Kontextanalyse
2.3 Exemplarische Analyse
2.4 Fazit
3. Comicanalyse: Bilder, Wörter und Sequenzen (Martin R. Herbers)
3.1 Comics in Alltag und Wissenschaft
3.2 Die Comicforschung: Disziplinen, Stoßrichtungen und Problemfelder
3.3 Zur Definition von Comics: Theoretische Basis und methodische Anforderungen
3.4 Die Methode der Comicanalyse
4. Bewegtbildanalyse (Clemens Schwender)
4.1 Der Kamerastandpunkt
4.2 Einstellungsgrößen
4.3 Kameraperspektive
4.4 Einstellungsdauer
4.5 Einstellungsübergang
4.6 Kamerablickwinkel
4.7 Bewegung
4.8 Bewegung der Kamera
4.9 Das Schnittprotokoll
5. Die Analyse von Text-Bild-Beziehungen in dokumentarischen und journalistischen Filmen (Karl N. Renner)
5.1 Theoretischer Hintergrund
5.2 Syntaktische Korrelationen von Sprache und Bild
5.3 Semantisch-inhaltliche Zusammenhänge
5.4 Pragmatisch-funktionale Zusammenhänge
5.5 Ausblick
6. Analyse der Filmmontage (Andrea Gschwendtner)
6.1 Fokus der Analyseperspektive auf Bild- oder Tonmontage
6.2 Grundbausteine der Bildmontage
6.3 Zeitdarstellung durch Montage
6.4 Raumkonstruktion durch Montage
6.5 Bewegungsmontage
6.6 Blicke und Blickdramaturgie
6.7 Schnittrhythmus
6.8 Dramaturgie und Spannungsaufbau
6.9 Ausblick
III. Die Erforschung des Bildinhalts – Quantitative Verfahren
7. Quantitative Bildinhaltsanalyse (Elke Grittmann und Katharina Lobinger)
7.1 Das Bild im Kommunikationsprozess
7.2 Grundlagen und methodisches Vorgehen der quantitativen Inhaltsanalyse
7.3 Bildspezifische Kategorienbildung
7.4 Formale Bildkategorien
7.5 Inhaltliche Kategorien, Bildinhalte
7.6 Wertende Kategorien
7.7 Theoriegeleitete quantitative Bildinhaltsanalysen
7.8 Fazit
8. Quantitative Bildtypenanalyse (Elke Grittmann und Ilona Ammann)
8.1 Theoretische Grundlagen
8.2 Die Methode der quantitativen Bildtypenanalyse
8.3 Fazit
9. Die Erforschung der Rolle des Begleittextes im Fotojournalismus der Tagespresse (Ansgar Koch)
9.1 Formale Merkmale redaktioneller Bearbeitung in Bezug auf den Begleittext
9.2 Formale Merkmale redaktioneller Bearbeitung in Bezug auf das Bild-Text-Verhältnis
9.3 Inhaltliche/funktionale Aspekte des Beitextes in Bezug auf das Foto
9.4 Elemente des Text-Bild-Bezuges als Grundlage zur Bestimmung von Stichprobe und Zähleinheit
9.5 Resümee
10. Die Korrespondenzanalyse zur Auswertung und Visualisierung inhaltsanalytischer Daten (Peter Hautz und Flavia Bleuel)
10.1 Geschichte der Korrespondenzanalyse
10.2 Kategoriale Daten – ein Beispiel
10.3 Kontingenzanalyse vs. Korrespondenzanalyse
10.4 Terminologie der Korrespondenzanalyse
10.5 Ablauf und Interpretation einer Korrespondenzanalyse
10.6 Stärken, Schwächen und Empfehlungen
10.7 Statistische Begriffe
11. Untersuchung der mimischen Kommunikation: Das Facial Action Coding System als Forschungsmethode (Frank Schwab und Dagmar Unz)
11.1 Beobachtung als Forschungsmethode
11.2 Analyse nonverbalen Verhaltens
11.3 Das Facial Action Coding System
11.4 FACS als Forschungsmethode in der Medieninhalts und -wirkungsforschung
12. Automatische, computergestützte Bilderkennung (Martin Stommel und Jan Müller)
12.1 Grundlagen der automatischen Bildanalyse
12.2 Verfahrensbeispiele
12.3 Fazit
IV. Rezeptions - und Wirkungsf orschung
13. Möglichkeiten und Grenzen des Laborexperiments in der visuellen Kommunikationsforschung (Thomas Petersen und Clemens Schwender)
14. Fokussierte Interviews (Dagmar Hoffmann)
14.1 Methodische Grundprinzipien des fokussierten Interviews
14.2 Forschungsdesign
14.3 Arten des Einsatzes des fokussierten Interviews
14.4 Modifikationen und Grenzen des Verfahrens
14.5 Beispiel für fokussierte Einzelinterviews
15. Laborstudien: Fragebogen und visuelle Stimuli (Frank Schwab und Astrid Carolus)
15.1 Verschiedene Befragungstypen
15.2 Fehlervermeidung in der Fragebogenforschung
15.3 Antworten: Kognitive Prozesse und ihre Kommunikation
15.4 Beurteilungen auf Skalen
15.5 Urteilsverzerrungen
15.6 Schriftliche (meist postalische) Befragung
15.7 Online-Befragung
15.8 Projektive Verfahren
15.9 Visuelle Stimuli: Materialauswahl
15.10 Zusammenfassung
16. Die Erforschung von Erfahrungen durch die thematische und strukturelle Codierung von Erzählungen (Michelle C. Hilscher und Gerald C. Cupchik)
16.1 Das Interview
16.2 Ermitteln von Kategorien
16.3 Codieren der Interviewtranskripte
16.4 Statistische Analyse von narrativen Trends
16.5 Abschließende Bemerkungen und Zusammenfassung
17. Auswahltests: Card-Sorting und die Q-Sort-Methode (Clemens Schwender)
17.1 Card Sorting
17.2 Ein Anwendungsbeispiel von Card-Sorting
17.3 Q-Sort
17.4 Ein Anwendungsbeispiel von Q-Sort
17.5 Card-Sorting und Q-Sort
18. Zeitverlaufstudien: RTR , CRM (Marcus Maurer)
18.1 Funktionsweise und Varianten
18.2 Anwendungsgebiete
18.3 Analysestrategien: Aggregatdatenanalysen
18.4 Analysestrategien: Individualdatenanalysen
18.5 Experimentelle RTR-Designs
18.6 Reliabilität und Validität von RTR-Messungen
18.7 Fazit
19. Eyetracking (Stephanie Geise und Peter Schumacher)
19.1 Eyetracking als apparative Methode
19.2 Die Entwicklung der Blickverlaufsanalysen
19.3 Physiologische und wahrnehmungspsychologische Grundlagen der Methode
19.4 Technische Grundlagen und Funktionsweise der Methode
19.5 Umsetzung der Methode im Forschungsprozess
19.6 Grenzen und Chancen von Eyetracking
20. Peripher-physiologische Verfahren während und nach der Bildbetrachtung. Physiologische Messungen: Herzrate, Hautleitfähigkeit und verwandte Verfahren (Dennis Küster und Arvid Kappas)
20.1 Herzrate
20.2 Hautleitfähigkeit
20.3 Elektromyografie
20.4 Ausblick
21. Quantitative, repräsentative Verfahren (Thomas Petersen)
21.1 Methodische Grundprinzipien der Repräsentativumfrage
21.2 Die Bedeutung der Repräsentativumfrage im Bereich der visuellen Kommunikation
21.3 Drei Arten des möglichen Einsatzes von Bildvorlagen und Nutzungsmessungen
21.4 Optische Stimuli als Mittel der Kommunikation in der Umfrageforschung
21.5 Möglichkeiten und Grenzen der Bildwirkungsforschung mit Repräsentativumfragen
21.6 Das Prinzip des kontrollierten Feldexperiments
21.7 Tests zur Wiedererkennung und Beurteilung von Bildvorlagen
21.8 Die experimentelle ›Zerlegung‹ von Bildvorlagen zur Identifikation von Wirkungskomponenten
21.9 Panelstudien zum Test visueller Kommunikation unter realen Bedingungen
21.10 Ansätze zur Untersuchung von Bewegtbildern in Repräsentativstudien
Literatur
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