Beschreibung
Altstadterneuerung wurde in der Zeit der europäischen Diktaturen nach dem Ersten Weltkrieg zum bedeutenden Politikfeld. Damals galten Altstädte als schäbig, sie trübten das erwünschte Bild einer grandiosen neuen Stadt, eines Schaufensters der Diktatur. Dies führte zu erheblichen Abrissen von Altbauten. Historische Straßen wie Plätze verschwanden zugunsten neuer Wohnungen und Arbeitsplätze loyaler Mittelschichten, zugunsten des Automobils und auftrumpfender Neubauten. Doch Altstadterneuerung bedeutete keines¬wegs nur Kahlschlag der alten Stadt. Ziel der Diktaturen war in vielen Fällen auch die Bewahrung, ja oft kultische Zurschaustellung von geschichtlichen Zeugnissen vergangener Größe. Das Buch präsentiert Beispiele der Altstadterneuerung in Mussolinis Italien (Rom, Brescia, Bologna, Neapel), in Stalins Sowjetunion (Moskau), in Hitlers Deutschland (Berlin), in Salazars Portugal (Lissabon, Évora, Óbidos) und in Francos Spanien (Madrid, Toledo, Barcelona, Saragossa, Santillana del Mar) sowie einen kurzen Überblick über die Geschichte der Altstadterneuerung in Europa. Diese Arbeit markiert den ersten Versuch überhaupt, Altstadterneuerung in Diktaturen Europas während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang zu erfassen.
Autorenportrait
Prof. Dr. Harald Bodenschatz, *1946, Stadtplaner und Sozialwissenschaftler, von 1995 bis 2011 Universitätsprofessor für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin, jetzt assoziierter Professor des Center for Metropolitan Studies der TU Berlin und Mitglied des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung an der Bauhaus-Universität Weimar. Forschungsprojekte und Publikationen zum Thema Städtebau, darunter zum Städtebau der Diktaturen in Deutschland, Italien, Portugal, Spanien und in der Sowjetunion.