Beschreibung
'Stein gewährt von allen Seiten eine sehr interessante auch von Mahlern häufig benutzte Ansicht.', heißt es 1824 bei August Schumann im 'Vollständigen Staats= Post= und Zeitungs=Lexikon von Sachsen'. Damit machte der Vater des in Zwickau geborenen Komponisten Robert Schumann auf ein Phänomen aufmerksam, das in jener Zeit allerorten in Europa zu beobachten war und die Geburtsstunde des modernen Tourismus kennzeichnet: Man reiste 'mahlerisch'. Während der Aufklärung und Romantik wandelte sich das Verhältnis des Menschen zur Natur, die nun als 'schön' wahrgenommen wurde. Zugleich gewann man einen neuen Zugang zur Geschichte. Burgen- und schlösserreiche Gegenden wie das Zwickauer Muldenland verbanden beide Aspekte auf ideale Weise und zogen zahlreiche Reisende an. Die Erfahrung von Naturschönheit und des in den ehrwürdigen Monumenten sichtbar gewordenen historischen Geistes wollte aber auch geteilt sein: Künstler und zeichnende Amateure verbreiteten über illustrierte Publikationen, Grafikmappen und Einzelblätter diese Ansichten und prägten das Bild der Region bis heute. Der Begleitband einer Ausstellung präsentiert - erstmals in diesem Umfang - etwa 250 zwischen Stein und Wolkenburg entstandene graphische Arbeiten. Einheimische und ausländische Künstler schufen das bemerkenswerte Konvolut über knapp zwei Jahrhunderte hinweg. Die meisten von ihnen kamen aus Sachsen, so Adrian Ludwig Richter, Julius Leypold und etliche Namenlose, doch begegnen wir mit Giuseppe Carlo Zucchi, Anton Arrigoni und Adrian Zingg ebenso Malern, Zeichnern und Stechern aus Italien, Österreich und der Schweiz. Die Museen in Zwickau und Glauchau sowie private Leihgeber haben ihre Schatzkammern geöffnet. So gelingt es, ein historisch authentisches Bild von Burgen, Schlössern und Rittergütern im südlichen Einzugsgebiet der Zwickauer Mulde zu vermitteln, welches schließlich auch zur kulturellen Identität der jetzt hier Lebenden beiträgt.