Beschreibung
Illustration von Thomas M. Müller, vierfarbig bedruckter Bilderbogen.
Auseinandergefaltet hat der Bilderbogen ein Format von Format 67 x 96 cm.
Im Schuber (Format 34 x 24 cm),
Rezension
Zitrone oder Zitronenpresse?
Im BÜCHERGILDE BILDERBOGEN ? 3 geht Illustrator Thomas M. Müller der Frage nach, wie wir künftig wohnen wollen. Dabei regt er mit lakonischen Bildern die Leserinnen und Leser an, sich die Antworten selbst zu geben.
Bis zum Jahr 2030 werden in Deutschland nach Schätzungen etwa eine Million Wohnungen fehlen. Ein Drittel davon in den sieben größten Städten. Den Mangel spüren die Städte bereits seit Jahren immer deutlicher. Die Mietpreise steigen rasant: durchschnittlich 17,50 Euro pro Quadratmeter muss man in München zahlen – das ist der Spitzenreiter, gefolgt von Frankfurt am Main und Stuttgart mit jeweils über 14 Euro.
Während die Bundesregierung mit einer Mietpreisbremse Abhilfe zu schaffen versucht, die sich in der Praxis aber als wenig hilfreich erweist, hat Berlin für die nächsten fünf Jahre einen Mietendeckel beschlossen. Aber es ist noch offen, ob dieses Gesetz vor Gericht Bestand haben wird. Ein bundesweiter Mietendeckel, wie ihn die SPD will, wird sich mit dem koalitionspartner CDU nicht machen lassen. Die will stattdessen mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren, dazu auch
mehr für Wohngeld, Baukindergeld und Städtebauförderung ausgeben. Was davon wirklich nützt, ist umstritten. Denn oft fehlt es in den Städten einfach an Baufläche.
Der Illustrator Thomas M. Müller beobachtet in seiner Stadt Leipzig seit Jahren, wie Wohnen immer mehr zum Luxus wird. Er stellt sich die grundsätzliche Frage: „Wie wollen wir wohnen?“ Seine Gedanken dazu hat er im BÜCHERGILDE BILDERBOGEN ? 3 festgehalten. Der Illustrator kennt selbst beide Perspektiven: Er ist sowohl Mieter als auch Vermieter.
Daher zielen seine Fragen auch auf beide Seiten ab. Darf Wohnen so ein Riesengeschäft sein? Wie viel Platz benötigen wir wirklich? „Wir sind anspruchsvoller geworden“, sagt Müller. Er fragt: Wie viele Waschbecken braucht ein Bad? Muss man vom Wohnzimmer aufs Meer schauen können? Wie weit darf der Weg zur Arbeit sein? Welche Nachbarn
wollen wir haben?
Müller veranschaulicht diese Fragen mit Bildern, die die jeweiligen Probleme auf den Punkt bringen: Die Frage, ob Mieter oder Vermieter, illustriert er mit Zitrone und Zitronenpresse. Und wenn wir drei Wochen im Monat für die Miete arbeiten, müssen wir dann so lange auf Getränkekisten sitzen, bis wir uns Möbel leisten können?
„Der Bilderbogen soll kein Manifest oder eine Streitschrift werden, sondern unterhaltsam sein und nachdenklich stimmen“, sagt Müller. Er habe nicht die eine Lösung parat. Je nach Wunsch, Anspruch und Erwartung gebe es auch verschiedene Antworten. Er selbst wünscht sich neben genug Raum für seine Familie und Gäste eine bunte Nachbarschaft.
Auch wenn Müller keine Antwort für alle gibt, führt er in seinen lakonischen Zeichnungen indirekt vor, wie es auch mit der Zukunft des Wohnens klappen könnte. Er selbst reduziert sich auf wenige Striche und die Farben Blau, Gelb und Orange. Allein dieser Stil drückt aus: Weniger ist mehr. Das dürfte gleichermaßen für Mieter und Vermieter gelten.
Lukas Gedziorowski arbeitet als freier Journalist und Autor in Berlin, unter anderem als Online-Redakteur für Deutschlandfunk Kultur. Außerdem betreibt er das Weblog batmanprojekt.com.