Beschreibung
Der 1886 in Budapest geborene Vagabund, Schriftsteller, Journalist, Kunstkritiker und Maler Emil Szittya war ein unermüdlicher Schreiber. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, von dem zu Lebzeiten nur ein Teil, gut zwei Dutzend Bücher und eine Vielzahl von Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen, publiziert wurde.
Die hier vorgelegte Auswahl präsentiert Texte aus fünf Jahrzehnten. Es sind literarische Prosastücke, die zwischen den 1910er und den frühen 1960er Jahren verfasst wurden. Diese 45 jeweils in sich abgeschlossenen Texte stammen aus seinen frühen Erzählbänden mit so seltsamen Titeln wie Die Haschischfilms des Zöllners Henri Rousseau Und Tatjana Joukoff mischt die Karten, andere erschienen in Zeitungen und Zeitschriften oder es sind Erstveröffentlichungen aus dem Nachlass.
Zu diesem Buch
Herr Außerhalb – das ist eine Figur, die in Emil Szittyas Texten herumgeistert. Sie ist sein Alter Ego. „Außerhalb“ taucht hier und dort auf, meistens nur en passant, verwandelt sich des Öfteren in andere Figuren, in den Vagabunden, den Bohemien, den deklassierten Künstlern und, auffällig häufig, in die Figur des Ahasver als Sinnbild ewiger Wanderschaft. Szittya markiert damit einen Standort, eine Art archimedischen Punkt, von dem aus die Welt aus den Angeln gehoben und gleichsam neu entworfen werden soll. Wie illusionär auch immer – dies ist Teil jenes avantgardistischen Projektes, das im 20. Jahrhundert die Welt verändert wollte.
Der 1886 in Budapest geborene Vagabund, Schriftsteller, Journalist, Kunstkritiker und Maler Emil Szittya war ein unermüdlicher Schreiber, er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, von dem nur der kleinere Teil, gut zwei Dutzend Bücher, publiziert wurde – das erste auf Ungarisch, die folgenden auf Deutsch, die letzten auf Französisch. (Nach Jahren und längerem Aufenthalt in Berlin war Emil Szittya Ende der zwanziger Jahre nach Paris übergesiedelt und dort sesshaft geworden.) Fast die Hälfte seiner Bücher hatten kunsthistorische Themen. Die hier vorgelegte Auswahl berücksichtigt Texte aus fünf Jahrzehnten, es sind literarische Prosastücke von den zehner bis in die frühen sechziger Jahre. Diese 45 jeweils in sich abgeschlossenen Prosatexte entstammen aus seinen Erzählbänden mit so seltsamen Titeln wie Die Haschischfilms des Zöllners Henri Rousseau Und Tatjana Joukoff mischt die Karten oder es sind Erstveröffentlichungen aus dem Nachlass.
Unser Buchtitel Herr Außerhalb illustriert die Welt erinnert nicht zufällig an die Prosasammlung Joe Frank illustriert die Welt von Franz Jung aus dem Jahre 1921, in der über die aktuellen internationalen Klassenkämpfe in der Welt erzählt wird. Franz Jung (mit dem Szittya Kontakte pflegte) legte dabei seine Texte „Joe Frank“ in den Mund, einem seiner Pseudonyme. Szittyas Texte teilen nicht die revolutionäre Zuversicht, mit der Joe Frank die Welt sah – dennoch suchen auch sie neue Perspektiven, um die Welt auf ihre ganz eigene Weise zu „illustrieren“, außerhalb von Norm und Normalität.
Das Spektrum reicht dabei von der frühen experimentellen Prosa, die ihre Volten einer ungebärdigen und ausgelassenen Metaphorik schlägt, bis hin zu den späten, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Rückblicken auf die frühen Jahre der Vagabondage, die Szittya erkennbar geprägt haben. Es geht um die Erinnerung an die Verschollenen (und an Verschollenes), an Unterdrückte, Ungebärdige und Vergessene, aber auch um die Bekannten und Berühmten, es geht also um neue Blicke auf Künstler und „Revoltierte“. Auffällig oft steht das eigene Ich im Zentrum. Das mag literarische Selbstinszenierung sein, ist aber zugleich Teil der künstlerischen Selbstreflexion, wie sie Avantgarde und Moderne des 20. Jahrhunderts insgesamt charakterisiert. Jedenfalls sind sie authentischer Teil des „Außerhalb“-Projektes. Sie sind durchaus verquer – „weil ich“, so Szittya in seinem frühen, den Ex-Dadaisten Hugo Ball und Emmy Hennings gewidmeten Text Ich, „zu meiner Mission vielwinkeIig sein muß“.
Emil Szittya starb am 26. November 1964 in Paris. Herr Außerhalb illustriert die Welt erinnert an den 50. Todestag des Autors.
Inhalt
Zu diesem Buch
SELBSTPORTRÄTS, EIGENES
Manchmal (Für meinen Sohn)
Mein eigenes Porträt
Ich
Mein Aprilporträt
Mein Maiporträt
Mein Portrait kommt mir entgegen (Vor dem Spiegel)
Ich (Für Hugo Ball und Emmy Hennings)
ANDERE, PORTRÄTS
Die alten Herren von 1914
Du Egoist
Der Bürger
Der Außerhalbstehende
Der Faulenzer
Das Portrait von Jacques dem Bauchaufschneider und ein Abend im Boudoir von Frau Dr. Geller
Und Tatjana Joukoff mischt die Karten
Die langweiligen Spielereien von Margot Jung
Die Langeweile der Adele Förste
Der göttliche Aretin ladet den Tod ein
Herbst und ein Gespräch mit Novalis
Der Streit mit Nietzsche
Rainer Maria Rilkes Porträt
Das Porträt von Lotreamon (Am Grabstein Necislaw Golberg)
Le pal des yeux (Für Oxana Kolosoff)
Gabrieles Meinung über meine Haschischstunden
Dr. Ernst Wagner spielt sich ein Giorgione und Judas verwandelt sich zu Ahasver
Der Lustmörder oder Der Weg ins Irrenhaus
KÜNSTLER, REVOLTIERTE
Nicolo Machiavelli (Für Hugo Kersten)
Manchmal besucht mich Guillaume Apollinaire
Der Gang (Die Maske von Blaise Cendrars)
Gustav Landauer und die Vorstadt
Ein Brief von Gustav Landauer über Hedwig Lachmann
Der Arzt Dr. Gross im Irrenhaus
Henri Rousseaus Tragik
Marc Chagall (Eine Diskussion gegen seine Freunde)
Die Spielereien der Marie Laurencin
Wilhelm Dreßlers Sehnsucht nach Güte
George Grosz
Lenin
Hölz präpariert sein Leben für Filmaufnahmen
Hören Sie Franz Jung
SPAZIERGANG IN SICH
Das Schicksal Gottes
Spaziergang mit den Wolken
Paris und der Herbst
Wiedersehen mit Paris
Spaziergang in sich
RÜCKBLICK
Ich bitte um ein Eintrittsbillet oder Haben Sie schon einmal Hunger gehabt? Vorrede
Und das ist der Roman eines Menschen der nur gelitten hat
ANHANG
Nachweise, Kommentar, Danksagung
Schriftenverzeichnis Emil Szittya
Walter Fähnders: Nachwort