Beschreibung
Die Bedeutung von Jakob Michael Reinhold Lenz als dem neben Goethe wichtigsten Autor der Sturm-und-Drang-Generation ist heute ebenso unbestritten wie sein Rang als Dramatiker, der in der deutschen Literatur am Anfang einer Traditionslinie steht, die über Georg Büchner bis zu Bertolt Brecht reicht. Gleichwohl gibt es bis heute keine umfassende und zuverlässige Gesamtausgabe seiner Texte. Die zum Teil noch ungedruckten Manuskripte sind von Riga über Berlin und Kraków bis nach Zürich über Europa verstreut. Von den Erstausgaben seiner Werke haben sich in den Bibliotheken und Archiven nur noch wenige Exemplare erhalten. In Anbetracht dieser Situation hat die Faksimile-Edition der Erstausgaben seiner zu Lebzeiten selbständig erschienenen Texte drei Ziele: Zum einen dient sie der "Konservierung" und Tradierung der noch vorhandenen, nicht selten in ihrer Substanz stark angegriffenen Originalausgaben. Zum anderen vermittelt die Präsentation der Erstausgaben einen wichtigen Eindruck von der zeitgenössischen Physiognomie des Autors Lenz, also von der Wahrnehmung durch seine Leser und Kritiker in der literarischen Öffentlichkeit der 1770er Jahre. Vor allem jedoch bietet die Ausgabe den heutigen Lesern die Lenzschen Werke erstmals in einer von Modernisierungen und Normalisierungen unbeeinträchtigten Gestalt dar. Die Ausgabe erscheint - nach langjährigen Vorbereitungen und mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung (Hamburg) - anläßlich von Lenz' 250. Geburtstag am 23. Januar 2001. Sie enthält neben den fünfzehn Faksimiles der Einzelwerke im Anhang sämtliche ermittelten zeitgenössischen Rezensionen zu den jeweiligen Texten. Der Herausgeber Christoph Weiß lehrt als Hochschuldozent am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Mannheim; im Röhrig Universitätsverlag gibt er das Lenz-Jahrbuch sowie die Reihe Kleines Archiv des achtzehnten Jahrhunderts heraus.