Beschreibung
1948 ergreifen während gewaltsamer Auseinandersetzungen in Haifa Tausende Palästinenser die Flucht. Ein Ehepaar wird durch unglückliche Umstände von ihrem fünf Monate alten Sohn getrennt. Sie versuchen erfolglos, zu ihrem Haus und dem Kind zurückzukehren, und bald wird die Grenze zum neu ausgerufenen Staat Israel geschlossen. Erst zwanzig Jahre später betreten sie Haifa wieder. Ihr Sohn Chaled lebt noch in ihrem Haus, doch er trägt eine israelische Uniform und heißt Dov. Er wurde von jüdischen Einwanderern adoptiert. Eine Rückkehr zu seinen leiblichen Eltern lehnt er ab, da er sich seinen Adoptiveltern und Israel mehr verpflichtet fühlt als Blutsbanden.
Ghassan Kanafani wirft existentielle Fragen auf: Hat die Abstammung oder die Erziehung größere Bedeutung? Was bedeutet Heimat? Ähnlich wie in Brechts "Kaukasischem Kreidekreis" geht es darum, wem das Kind gehört. Und nicht zuletzt zeigt er beide Seiten als Betrogene und Opfer der israelischen und der internationalen Politik.
Autorenportrait
Ghassan Kanafani, geboren 1936 in Akka. 1948 wurde seine Familie durch die Besetzung der Israelis vertrieben. Als Flüchtling lebte Kanafani zunächst im Libanon, später während längerer Zeit in Damaskus. 1956 ging er als Sport- und Zeichenlehrer nach Kuwait. 1960 zog er nach Beirut, wo er in der Folgezeit bei mehreren Zeitungen arbeitete und schließlich Sprecher von George Habaschs Volksfront für die Befreiung Palästinas war. 1972 wurde er in Beirut durch eine Bombe getötet, die an seinem Wagen angebracht war.
Rezension
"Die Geschichte lässt niemanden kalt. … Der Kurzroman ist eines der Meisterwerke von Ghassan Kanafani, einem der bedeutendsten arabischen Schriftsteller der Moderne." (Basler Zeitung)
"Ein intimes Drama, das die Zerrissenheit und die Wut des palästinensischen Volkes rückhaltlos darstellt und zugleich auf erstaunliche Weise die Komplexität des Geschehenen kenntlich macht." (Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung)
"Ghassan Kanafani lässt auf knapp 100 Seiten einen Vulkan explodieren. Atemlos und beeindruckend!" (Lesen)
"Kanafani gelingt es, uns teilhaben zu lassen am Schicksal des palästinensischen Volkes in einem Einzelschicksal. (…) Die Erzählung ist berührend, weil sie kurz und knapp tiefsitzende menschliche Fragen berührt. Da sie nachdenklich werden lässt, da sie beide Seiten beleuchtet, da sie anhand von individuellen Schicksalen das grosse Ganze des Konflikts beleuchtet. Und da sie die Wichtigkeit des Dialogs zeigt." (Almut Scheller-Mahmoud, Literatur-Garage)