Beschreibung
"Den Vater vernichten. In ein Häufchen Asche am Grunde einer Urne auflösen. Wie Sand. Staub, namenlos und ohne Stimme." Am Tag der Kremation seines Vaters durchströmt Jean Calmet, Lateinlehrer in Lausanne, ein Gefühl der Erleichterung, mehr noch: der Befreiung. Endlich ist der vor Leben strotzende Koloss, der seine Jugend zerstört hatte, gebannt. Einst hatte der Patriarch die ganze Familie beherrscht, seinen Sohn verhöhnt und gedemütigt, um die eigene Macht und Potenz zu demonstrieren. Ja, er war selbst nicht davor zurückgeschreckt, Jeans erste zarte Jugendliebe zu verführen. Doch das Gefühl ist trügerisch: Der Vater ist nicht tot. Das Bild seiner übermächtigen Gestalt verfolgt den Sohn unerbittlich überallhin, nimmt immer monströsere Züge an und raubt ihm schließlich jede Lebenskraft. Chessex' berühmtes sprachgewaltiges Werk, "eines der bedeutendsten psychologischen Erzählwerke gegenwärtiger Sprachkunst" (Die Tat), wurde virtuos von Marcel Schwander ins Deutsche übertragen.
Autorenportrait
Jacques Chessex (1934-2009), geboren in Payerne, gehört zu den bedeutendsten französischsprachigen Autoren der Schweiz. Nachdem er sich zunächst mit Gedichten, dann mit Prosaarbeiten (u.a. "Leben und Sterben im Waadtland") einen Namen gemacht hatte, gelang ihm 1973 der internationale Durchbruch mit seinem Roman "Der Kinderfresser", für den er mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde. Sein umfangreiches Werk umfasst Lyrik, Romane, Erzählungen und Essays.