Beschreibung
Für das lange 19. Jahrhundert setzen Historiker den Anfang gewöhnlich mit den Revolutionen in Nordamerika und Frankreich um 1780 und schließen es mit dem Ersten Weltkrieg, inklusive des Versuchs einer ersten weltweiten Friedensordnung um 1920. Die begrenzten Möglichkeiten des westlichen Europa führten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dazu, dass es sich seines überseeischen Hinterlandes Nordamerika
und der Karibik bewusst wurde und es für Brenn-, Bau- und Nahrungsmittel nutzte. Zucker und Baumwolle bildeten die komplementären Grundlagen einer Ökonomie, die mit Hilfe von Sklaven und Vertragsarbeitern
den Konsumgütermarkt Westeuropas belieferte. Neben dem zunehmenden Güterverkehr waren global zu beobachtende Migrationen ein ganz besonderes Kennzeichen des 19. Jahrhunderts. Mit den steigenden Zahlen an migrierenden Menschen breiteten sich auch Religionen und Revolutionen über den Globus aus.
Durch die Industrialisierung und das stete Wachstum der Ballungszentren mussten für Großstädte mit mehreren Millionen Einwohnern neue organisatorische und administrative Strukturen entwickelt werden.
Einen wesentlichen Globalisierungsschub erfuhr die Welt um 1900 durch Kommunikationsmittel wie Telegraf, Telefon und Telefunk sowie die Transportmittel Eisenbahn und Dampfschiff. Auch Wissenschaften wie Geografie, Kartografie, Biologie und Geschichte spielten eine wachsende Rolle im neuen Weltverständnis. Das 19. Jahrhundert zählt mit seinen extremen Veränderungen zu einem der
interessantesten Kapitel der Weltgeschichte.
Autorenportrait
Dr. Prof. Michael Mann studierte Geschichte, Germanistik und Indologie an der Uni Heidelberg und ist seit 1999 Hochschuldozent. Er ist Herausgeber mehrerer geschichtszentrierter Publikationen und Autor einiger Monographien. Seit 2005 arbeitet er an einem Projekt zu 'Historischen Repräsentationen' als Stationen der Geschichtsschreibung im modernen Südasien