Beschreibung
Franz Liszt ist auch nach dem Jubiläumsjahr 2011 ein unterschätzter Komponist der europäischen Musikgeschichte. Liszt war ein Kind der Aufklärung, in deren Zentrum der Mensch als Individuum und Mitglied der Gesellschaft stand, deren Botschaft im Wesentlichen durch die Kunst vermittelt werden sollte. Das bedeutete, auch die Musiken anderer zu verbreiten, die Situation des Künstlers und seiner Stellung in der Gesellschaft neu zu formulieren, selbstverständlich Freimaurer zu sein, aber auch immer den neuesten Stand der Technik zu berücksichtigen und Musik verstehbar zu machen. Weil er die Zukunft vor Augen hatte, drängte er auf die Emanzipation der Gattungen und hob die Unterschiede zwischen Darbietungs- und funktionaler Musik auf. Er wusste, dass Musikleben nicht nur das Wohlergehen der Komponisten, sondern auch jenes der Orchestermitglieder, der Instrumentenmacher, des Verlagswesens, der Musikzeitschriften sowie Bürgerfeste bedeutete. Sein ganzes Streben war auf den Menschen ausgerichtet, dem er durch die Musik eine Verbesserung der Lebenssituation vergönnen wollte.
Autorenportrait
Manfred Wagner, geboren 1944 in Amstetten/Österreich, seit 1974 Ordinarius für Kultur- und Geistesgeschichte an der Universität für angewandte Kunst Wien. Lehraufträge an der Universität Wien und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Gastprofessuren an verschiedenen europäischen Universitäten (Berlin, Budapest, Leiden), seit 1997 Präsident der Internationalen Schönberg-Gesellschaft. Seit 2004 Dekan der Klasse Künste der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Im Picus Verlag erschienen 'Anton Webern und die Musik des zwanzigsten Jahrhunderts' (gemeinsam mit Hartmut Krones) sowie 'Franz Liszt - ein Universalist zeigt den Weg in die Zukunft' in der Reihe Wiener Vorlesungen.