Beschreibung
Georg Simmels formale Soziologie, für die er selbst eine bis dato nicht näher bestimmte künstlerische Methode in Anspruch nahm, wird von Barbara Aulinger unter dem methodologischen Aspekt der Kunstgeschichte analysiert. Simmels bemerkenswert häufige Verweise auf Kunst und Kunstgeschichte als Wissenschaft erweisen sich als treibende Kraft seiner Perspektive auf die Gesellschaft „als ob sie ein Kunstwerk wäre“.Simmels Formvorstellung findet sich präfiguriert in der Kunstgeschichte, besonders in den Schriften seines Lehrers Hermann Grimm sowie in den damals aufsehenerregenden Theorien von Conrad Fiedler und Adolf von Hildebrand. Sowohl Simmels Konzept der Form als auch die theoretischen Ansätze der Kunstwissenschaft basieren auf Distanzierung vom Gegenstand und Separierung der „beharrenden Form“ vom „lebendigen Inhalt“. Auch Simmels Bedingungen und Zielvorstellungen für eine Soziologie als autonome Wissenschaft – die Entdeckung „realer Gebilde“ in der Gesellschaft – fanden im kunsthistorischen Konstrukt „Stil“ ihr Vorbild.Der Band gibt einerseits der Soziologie der Jahrhundertwende einen methodologischen Impuls, andererseits eröffnet er der Kunstgeschichte wissenschaftstheoretisch eine neue Dimension.
Autorenportrait
Barbara Aulinger lehrt und forscht am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz mit dem Schwerpunkt Sozialgeschichte der bildenden Kunst und Industrial Design.