Beschreibung
Im theoretischen Werk des anarchistischen Schriftstellers Gustav Landauer (1870-1919) und im Frühwerk Walter Benjamins (1892-1940) erscheint die ästhetische Moderne in widersprüchlicher Gestalt. So rekurriert Landauer zur metaphysischen und normativen Fundierung seiner Ästhetik auf vormoderne, mystische Denkhorizonte, die nicht nur einen klassizistischen Begriff ästhetischer Form begründen, sondern in Funktion radikaldemokratischer Politik treten. Auch Benjamins Jugendschriften enthalten solch neo-mystische Momente, doch setzt um 1915 bei ihm eine Werktransformation ein, die sowohl den Bereich des Politisch-Ästhetischen als auch den Rückgriff auf Theologie und – im Zuge einer Rehabilitation der durch Fritz Mauthner abgewerteten Sprache – die zugrundeliegende Medienontologie betrifft: Ästhetische Form wird zunehmend brüchig, mystische Erfahrung sprachlich und Medientheorie materialistisch.
Inhalt
I. Einleitung
II. Die politische Ästhetik Gustav Landauers
1. Einleitende Betrachtungen
1.1. Zur Bedeutung Gustav Landauers
1.2. Theoretische Ästhetik
1.3. Landauers Lektüreverfahren und Stil
2. Kunst und Gesellschaft
2.1. Ästhetische Subjektivität
2.2. Mystik und Klassizismus
2.3. Autonomie und Avantgarde
2.4. Antithese von Kunst und Gesellschaft
2.5. Gesellschafts- und Geschichtsbegriff
2.6. Vermittlung von Kunst und Gesellschaft im Spätwerk
2.7. Die Entwicklungsphasen von 1889 bis 1919
3. Mystik-Konzept
3.1. »Zufallssinne« und »Stimmung« bei Fritz Mauthner
3.2. Sinnlichkeit und Unbewusstes
3.3. Weltbegriffe
3.4. Sprachlichkeit und Metaphorizität
3.5. Ästhetisch-mystische Sprachpraxis
3.6. Von Mystik zu Politik
4. Formästhetik als Klassizismus
4.1. Das lyrische Subjekt
4.2. Landauer und Hegel
4.3. Implikationen von Landauers Klassizismus
4.4. Die Politisierung des Klassischen
4.5. Landauers Goethe-Lektüren
5. Medientheorie
5.1. Medientheoretische Aspekte in Skepsis und Mystik
5.2. Intermedialität
5.3. Poetik des Schweigens
5.4. Unmittelbarkeit
5.5. Materialität
5.6. Medium und Politik
6. Ästhetik des Judentums
6.1. Ästhetisierte Politik
6.2. Methodische Grenzziehung
6.3. Ästhetisierung als Rezeptions- und Erkenntnisprinzip
6.4. Symptome des Ästhetischen
6.5. Bedingungen der Ästhetisierung
6.6. Tradition und Traditionsbruch
7. Zur Modernität von Landauers Ästhetik
III. Politische Ästhetik beim frühen Benjamin
8. Metaphysik der Jugend
8.1. Kritik der »Mystik«
8.2. »Durch Absonderung zur Gemeinschaft«
8.3. Ästhetik und Utopie: Benjamins »Kultur-Zionismus«
8.4. Ästhetischer Messianismus
8.5. Metaphysik des Schweigens
8.6. Spätere Kritik an Expressionismus und Jugendstil
9. Medienphilosophie
9.1. Das »Mediale«
9.2. Name und Erkenntnis
9.3. Magie und Unmittelbarkeit
9.4. Die Transformation von Unmittelbarkeit
9.5. Das »bloße Zeichen« und die »bürgerliche Sprachauffassung« .....
9.6. Die »Sprache der Dinge«: Benjamins materialistische Medientheorie
9.7. Die Sprachen der Kunst als Ausdruckssprachen
9.8. Theologie als Medientheorie
9.9. »Elimination des Unsagbaren«: Benjamins Sprachmystik
9.10. Medien-Politik
10. Sprachkritik
10.1. Benjamins Mauthner-Lektüre
10.2. Momente von Sprachskepsis
10.3. Sprach-Transzendentalismus: Benjamins Kant-Lektüre
11. Ästhetische Form
11.1. Die »innere Form«
11.2. Form und Medium
11.3. Die »ausgestanzte Form«
IV. Schluss: Politische Ästhetik im Vergleich
Siglenverzeichnis
Bibliographie
Personenregister
Dank