Beschreibung
Was ist das eigentlich, der Wunsch zu schreiben? Wo kommt er her? Und wohin führt er? Hinter jedem literarischen und philosophischen Werk sowie hinter den meisten wissenschaftlichen Texten müsste dieser Wunsch gestanden haben, müsste eine Triebfeder produktiver Latenz vorhanden sein. Aber woher wollen wir das wissen? Wodurch ließe es sich nachweisen?
Das Buch geht der Frage nach, was man über den Wunsch zu schreiben herausfinden kann und welche Folgerungen daraus für die literarische Produktion, für Kreativität und für die Interpretation von Texten abgeleitet werden können. Dazu werden zahlreiche literarische Beispiele aus aller Welt herangezogen und in den Fokus unterschiedlicher Szenarien von schöpferischer Latenz gestellt. Von den Freuden einer Hofdame im Japan um das Jahr 1000 bis zu den Nöten des jungen Gegenwartsautors wird ein weites Panorama des Schreibwunsches ausgebreitet. Von Montaigne und Rousseau über Friedrich Schlegel, Nietzsche und Kafka bis hin zu Borges und Roland Barthes kommt eine Reihe von Kronzeugen des Phänomens zu Wort, die deutlich werden lässt, dass der Wunsch zu schreiben ein wesentlicher Bestandteil unterschiedlicher Schriftkulturen war und immer noch ist.
Autorenportrait
Christian Schärf, geb. 1960, lehrt Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim. Arbeitsschwerpunkte: Mediengeschichte der Literatur, kulturwissenschaftliche Schreibforschung, Essay und Essayforschung, Poetik. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a. Geschichte des Essays (1999); Gottfried Benn - Dichter im 20. Jahrhundert (2006, Aisthesis); Schreiben Tag für Tag. Journal und Tagebuch (2011).
Inhalt
1. Wovon wir reden, wenn wir vom Schreiben reden
Eine Art Idylle
Der alte Schriftsteller
Schreibenmüssen
Mal was schreiben wollen
Mittelelend
2. Die cartesische Operation
Ein Brief aus England
Die Unverfügbarkeit der Gabe
Die universale Bibliothek
Das Aleph
3. Vor dem Schreiben
Üben
Zögern
Reisen
Lesen
4. Warum denn schreiben?
Aufräumen
Lieben
Löschen
Singen
5. Als das Schreiben noch geholfen hat
Expedition ins Ich-Dunkel
Mein Buch und ich
Der Griffel des bildenden Geistes
Der Liebesbrief
Den Menschen finden
Das Leben erfinden
Die Zeit wiederfinden
6. Harte Nüsse, gute Zähne
Das Ziel des Schreibens
Nux et Crux
Der Kosakentanz
Ziellosigkeit
Der Roman, der nie kam
7. Schreiben in Raum und Zeit
Unterm Kopfkissen
Die Postkarte
Der kreative Phänotyp
Verkehr mit Gespenstern
Literatur