Beschreibung
Das Experimentalkino von Klaus Telscher findet einen zurückhaltenden Kompromiss zwischen Detailreichtum und zynischer Herausforderung eines Publikums, das sich zu einer Zeit neu konfigurierte, in der sich videotechnische und digitale Bildpraktiken angekündigt hatten. Leichtfüßig und von handwerklicher Raffinesse, laden Telschers Filme zur Kontemplation ein und würdigen Klassiker der Fotografie- und Filmgeschichte. Zugleich fungierten sie in den 1980er Jahren als Schlaglichter in der Debatte um das Gewicht des Mediums Film in der Kunst und als Keimzelle einer hervortretenden »Bremer Ästhetik«. Neu artikulierte Formen von Subjektivität im bundesdeutschen Experimentalfilm nach 1980 richten die Aufmerksamkeit der Filmwissenschaft auf herausragende und unkonventionell persönliche Filmografien, denen bislang kaum ein nachhaltiger Stellenwert in der deutschen Filmgeschichte eingeräumt wurde. Telschers wieder bekannter werdendes Filmwerk machte ihn zu einer zentralen Einflussgröße dieser Entwicklung. Die Re-Lektüre seiner Filme untersucht seine Bedeutung in der Szene und trägt dazu bei, das deutsche Experimentalkino in dessen Nuancierungen und Verdiensten um das analoge Filmemachen aufzuarbeiten.
Autorenportrait
Tobias Dietrich ist Doktorand am Institut für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik der Universität Bremen. Er erforscht zurzeit die ästhetische Seite psychischer Störungen anhand von zeitgenössischen Spielfilmen, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Von 2009 bis 2015 studierte er Kunstwissenschaft und Public Health sowie Kunst- und Kulturvermittlung in Bremen und Paris.