Beschreibung
Gift für Leib und Seele: Franz Kafka war nicht nur Versicherungsbeamter, sondern auch Industrieunternehmer. Dass Franz Kafka als promovierter Jurist sein kurzes Berufsleben in der Versicherungsbranche Prags verbracht hat, ist bekannt. Weithin unbekannt dagegen ist seine Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens 'Prager Asbestwerke Hermann & Co.'. Finanziell vom Vater ausgestattet, gründete er 1911 zusammen mit seinem Schwager Karl Hermann eine Asbest- und Gummifabrik zur Herstellung von Dichtungen für die aufblühende Automobil- und Flugzeugindustrie. Nicht nur der Erste Weltkrieg und die Unfähigkeit der Akteure führten dazu, dass dieses Abenteuer scheiterte, während das neue Wundermaterial in völliger Unkenntnis der Toxizität einen jahrzehntelangen Aufstieg vor sich hatte: Kafka erkannte schnell, dass ihn die Unternehmertätigkeit an die Grenze seiner Überlebensfähigkeit bringen würde. Mit seinem Buch fügt Ulrich Fischer unserem Kafka-Bild wesentliche Facetten hinzu: hatte Franz Kafka als Versicherungsbeamter unter Regelungen und Vorgesetzten zu leiden, belastete ihn als Unternehmer zunehmend die Verantwortung - auch für sein Verhalten, das wohl oft die Grenze zum Illegalen streifte.
Autorenportrait
Ulrich Fischer, geb. 1946 in Lübbecke/Westfalen, studierte Rechtswissenschaften in Berlin (Freie Universität), München und London (London School of Economics). Von 1976 bis 2020 war er Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., spezialisiert auf Arbeitsrecht, vor allem Vertretung im kollektiven Arbeitsrecht, Betriebsverfassungsrecht, Tarifvertragsrecht und Arbeitskampfrecht. Daneben veröffentlichte er zum Arbeitsrecht sowie zu den Schnittstellen von Musik und Literatur zum Recht, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u. a.: Kurt Weill und das Urheberrecht. Der andere Dreigroschenfilm-Prozess (2018); Rechtsanwälte im Romanwerk Hans Falladas. »Linksanwälte«, Rechtsverdreher und Justizräte (2020).