Beschreibung
Wie eine Institution zunächst die NS-'Lebensraumpolitik' mit prägte und sich nach dem Krieg neu erfand. Die 'Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung' wurde im 'Dritten Reich' mit klarem politischem Auftrag gegründet und war für die Entfaltung der nationalsozialistischen 'Lebensraumpolitik' von wesentlicher Bedeutung. Die von dieser Institution geförderten Wissenschaftler konnten nach dem Krieg ihre substanzielle Beteiligung an der Politik des NS-Regimes leugnen, herunterspielen und umdeuten. Diese Selbstentlastung bildete eine wichtige Voraussetzung dafür, die eigene Arbeit neuerlich als unverzichtbaren Beitrag - nun zur Ansiedlung von Flüchtlingen und zur Behebung der Kriegsschäden - herauszustellen. Dabei bot die zur 'Akademie für Raumforschung und Landesplanung' umgegründete Institution den mit ihr verbundenen Menschen mehr Deutungs- und Gestaltungsspielräume, als es Behörden mit administrativ gekoppelten Regeln und tradierten Kommunikationsformen möglich war. Die vorliegende Studie untersucht die Kontinuitäten und Brüche der Forschungseinrichtung von den dreißiger Jahren bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Sie bietet einen differenzierten Blick auf die ebenso problematischen wie integrativen Leistungen der Wissenschaften in der jungen Bundesrepublik innerhalb und außerhalb universitärer Netzwerke und Forschungseinrichtungen.
Autorenportrait
Oliver Werner, geb. 1968, ist freier Historiker in Hannover. Zu seinen Forschungsschwerpunkten in der Geschichte vom 19. zum 21. Jahrhundert zählen deutsche Regional- und Länderbeziehungen, Betriebs-, Planungs- und Verwaltungsgeschichte, transatlantische Beziehungen im Kalten Krieg sowie die Kontinuitäten und Neuorientierungen der deutschen Eliten in den historischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts.