Beschreibung
Das Gesundheitswesen zählte in der sozialistischen 'Fürsorgediktatur' zu den Schlüsselbereichen staatlichen Handelns. Die DDR erhob den Anspruch, die soziale Ungleichheit vor Krankheit und Tod zu beseitigen. Auf der Grundlage sozialhygienischer Ideen versuchten Mediziner und Politiker der DDR, die Gesellschaft zu 'heilen'. Jutta Braun zeigt, dass der Einfluss der Minister für Gesundheitswesen erschreckend gering war, während die SED-Kader die Entscheidungen trafen. Zudem untersucht sie die NS-Vergangenheit von Mitarbeitern des Ministeriums und den Umgang mit den nationalsozialistischen Verbrechen im Gesundheitswesen. Weiterhin geht die Autorin der Frage nach, wie sich die Politik des SED-Staates auf die gesundheitliche Versorgung seiner Bürger auswirkte: So konnten durch staatlich angeordnete Impfungen Infektionskrankheiten erfolgreich bekämpft werden. Doch entstanden zugleich neue Asymmetrien im Zugang zu gesundheitlichen Leistungen. Jutta Braun untersucht darüber hinaus die politische Rolle der Arbeitsmedizin, den Systemwettstreit mit der Bundesrepublik sowie Fälle politischer Repression.
Autorenportrait
Jutta Braun, geb. 1967, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am LeibnizZentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Zeitgeschichte Digital-Preis 2019. Veröffentlichungen u. a.: Porsche. Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke (2017, mit Wolfram Pyta und Nils Havemann); Im Riss zweier Epochen. Potsdam in den 1980er und frühen 1990er Jahren (2017, mit Peter Ulrich Weiß).