Beschreibung
Über die Entstehung und Bedeutung der Ästhetik in der Moderne
Wann gingen zum ersten Mal jemandem die Augen auf für die ästhetischen Reize einer Landschaft? Der Philosoph Joachim Ritter (1903-1974) datiert das Ereignis auf den 26. April des Jahres 1336. An diesem Tag bestieg Petrarca den Mont Ventoux, ohne besonderen Anlass, nur zum Vergnügen.
Inwiefern damit eine neue ideengeschichtliche Epoche begann, erläutert Ritter in zwei bisher unveröffentlichten Vorlesungen, die er 1947/48 und 1962 in Münster hielt. Seine Beispiele reichen von der pythagoreischen Sternenmusik bis zu Franz Kafka, und seine These ist so einfach wie einleuchtend: Als die moderne Wissenschaft und Technik begann, die Natur als Objekt zu behandeln, bildete sich auch der ästhetische Sinn aus. So bleibt in der sinnlichen Empfindung und im autonomen Kunstwerk gegenwärtig, was die metaphysische Tradition als das Ganze und Göttliche bezeichnet hatte.
Seither tritt neben die Wahrheit der Wissenschaft als ihre notwendige Ergänzung die ästhetische Wahrheit. Ritter lässt beiden ihr Recht; gerade die Entzweiung erkennt er als Signatur der Moderne. - Vor allem durch seine Vorlesungen wurde Joachim Ritter zum Lehrer bedeutender Philosophen der Bundesrepublik. Zu ihnen gehört Robert Spaemann, der in diesem Band mit einem Interview vertreten ist.
Autorenportrait
Der Autor
Joachim Ritter (1903-1974) war Professor für Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er verfasste zahlreiche Arbeiten zur philosophischen Deutung der modernen Welt, zur praktischen Philosophie, zur Theorie der Geisteswissenschaften und der Ästhetik. Darüber hinaus war Ritter Begründer und Herausgeber des 'Historischen Wörterbuchs der Philosophie'.
Die Herausgeber
Ulrich von Bülow, geb. 1963, seit 2006 Leiter der Abteilung Archiv im Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Mark Schweda, geb. 1975, wiss. Mitarbeiter an der Abteilung Ethik und Geschichte der Medizin der Georg-August-Universität Göttingen.