Beschreibung
Für das Selbstverständnis der Nachkriegsgeneration ist die genaue Einsicht in Wesen und Denkart der Männer, die das geistige Leben Deutschlands in den Jahrzehnten vor der Katastrophe bestimmt haben, eine unerlässliche Voraussetzung. Archive und Nachlassverwaltungen aus aller Welt haben schon eine Fülle unerwarteten Materials geliefert: Neue Figuren sind sichtbar geworden, geläufige Urteile mussten revidiert werde. So wurde auch das von der Literaturhistorie ausgerichtete, statuarische Bild Stefan Georges und seines Freundeskreises durch die Publikationen der letzten Jahre umgestürzt. Dazu trugen die Veröffentlichungen der Privatkorrespondent des bedeutenden Georgeschülers Friedrich Gundolf entscheidend bei. Die Neue Folge der aus dem Archiv der Londoner Universität veröffentlichten Briefe - bisher unbekannte Dokumente - zeigen die Persönlichkeit Gundolfs in ihrem ganzen Umfang in neuem faszinierendem Licht. Er wird als Repräsentant eines modernen Humanismus sichtbar, der weit über den Georgekreis hinaus Geister von europäischem Rang in Einklang und Fehde verband. Vor allem aber erleben wir im intimen Gespräch mit Freunden und Freundinnen, mit Studenten und Kollegen den Menschen Gundolf, sein passioniertes Herz, seinen Wahrheitseifer, einen überlegenen Esprit und nicht zuletzt, hinter allem, jene sein Leben tragisch erhöhende Spannung von Freiheit und Bindung, von leidenschaftlichem Ergriffensein und unbedingter geistiger Treue. Briefe an: C.H. Becker, Richard Graf von Coudenhove-Kalergi, Herbert Cysarz, Charles Du Bos, Wilhelm Fraenger, Eduard Fraenkel, Wilhelm Furtwängler, Eberhard Gothein, Bernhard Groethuysen, Sir Herbert Grierson, Romano Guardini, Adolf von Harnack, Martin Heidegger, Paul Hensel, Wolfgang Heyer, Ludwig von Hofmann, Christiane von Hofmannsthal, Roderich Huch, Karl Jaspers, Leonie Gräfin Keyserling, Sabine Lepsius, Georg Misch, Robet Oboussier, Max Pulver, Eduard Rosenbaum, Curt Sachs, Edgar Salin, Max Silber, Georg Simmel, Wilhelm Stein, Friedrich von der Leyen, Karl Vossler, Alfred und Max Weber, Karl Wolfskehl, Leopold Ziegler, u.a. Publikation der Stiftung Castrum Peregrini, bereits 1965 in Amsterdam erschienen.