Beschreibung
Der Ursprung der Unterhaltungsliteratur liegt um 1800, eine Zeit, in die Heinrich von Kleist hineingeboren ist, dessen Werke uns heute längst als unbezweifelbaren Kanon gelten. Kleists Verhältnis zum Phänomen der Unterhaltungsliteratur beschränkt sich allerdings nicht auf diese zeitliche Dimension. Er hat ein Massenmedium ins Leben gerufen, das seiner Idee nach auf Popularität und Unterhaltung abzielen sollte, das der Sache nach mit Berichten über unterschiedliche Sensationen, Anekdoten, Schauergeschichten und in der kommerziellen Leihbibliothek verbreitet war. Dieses Massenmedium heißt ,Berliner Abendblätter. Im Hinblick darauf möchte dieser Band auf eine bisher unbeachtete Dimension in der Kleist-Forschung eingehen, nämlich das Spannungsverhältnis zwischen der Dichotomisierung der Literatur um 1800 und Kleists Texten in seiner späten Schaffensphase. Anhand von sechs Detailanalysen und -interpretationen wird versucht, eine Reihe von Kleists Texten, die ursprünglich aus den ,Berliner Abendblättern stammen, auf ihren Kontext zurückzubringen und damit intertextuelle Verweise zwischen ihnen herauszufinden.
Autorenportrait
Shengzhou Lu studierte Neuere Deutsche Literatur, Soziologie, Psychologie und Sinologie in München und Marburg, promovierte im Fach Neuere Deutsche Literatur bei Professor Oliver Jahraus an der LMU mit der vorliegenden Studie. Der Verfasser ist derzeit als Dozent an der Universität Nanjing tätig.