Beschreibung
Die vorliegende Studie befasst sich mit der Darstellung und Funktion von Handlungsschauplätzen in der erzählenden Literatur der deutschen Romantik. Im Mittelpunkt stehen Architektur und Innenräume, denn die Fokussierung auf die Naturdiskurse und Landschaftsdarstellungen hat in der Romantikforschung den Blick dafür verstellt, dass neben der Waldeinsamkeit und dem alten Garten auch Bauwerke, Interieur, Ruinen und urbane Orte zentrale Schauplätze für die Geschichten vom romantischen Subjekt abgeben. Anhand einer Reihe von Romanen und Erzählungen der deutschen Romantik werden Verfahrensweisen und Strukturprinzipien der Raumgestaltung aufgezeigt und auf die Figurenpsychologie bezogen: Gerade die von Menschenhand geschaffenen Räume übernehmen die Aufgabe, auf psychische Zustände, Träume, Triebe und Erinnerungen der Personen zu verweisen. Bestimmten Raumtypen können spezifische Bedeutungen zugeordnet werden, so leistet bei-spielsweise die Ruine in Texten von E.T.A. Hoffmann, Eichendorff und Achim von Arnim eine Visualisierung des Unbewussten. Ein Kapitel zu Raumimaginationen in den Briefen Clemens Brentanos dehnt den Blick von den literarischen Figuren auf einen Autor aus und wirft damit die Frage auf, ob nicht die (Selbst-)Beschreibung des Subjekts durch architektonische Bilder um 1800 einem kulturellen Paradigma angehört, das von den antiken Memoriakonzepten bis zur Psychoanalyse Freuds und den modernen Naturwissenschaften reicht.