Beschreibung
Die Arbeit stellt das erste umfangreiche Werk zu Amichais Würzburgroman dar. Sie versucht die wichtigsten darin enthaltenen Motive und Metaphern zu klären und bietet daher sehr wesentliche Hilfestellungen, um eine eigene, konsistente Lesart zu entwickeln. Zudem ordnet sie diesen ersten größeren hebräischen Roman über die Schoa literaturgeschichtlich ein und zeigt auf, wie er sich motivisch, sprachlich und philosophisch an die deutsche literarische Moderne ausrichtet und dieses Gedankengut somit Eingang in die hebräische Literatur findet. Zugleich bemüht sich Amichai im Alter aber auch intensiv um eine anspruchsvolle deutsche Übersetzung mit der er indirekt in die deutsche Literaturgeschichte Eingang findet, er wird so zu einem wesentlichen Vermittler zwischen beiden Kulturen. Daneben bringt er beispielhaft das Leiden und die Verzweiflung deutsch-jüdischer Emigranten und Überlebender zur Darstellung, ihr Ringen um eine unmöglich gewordene Heimat, ihre Kämpfe mit der eigenen traumatischen Vergangenheit und ihr autodestruktiver Haß und ihre Wut auf die jüngst geschehenen Katastrophen. All dies kennzeichnet für den Protagonisten die Problematik des "Überlebens", das Weiterleben mit der schmerzenden Wunde der Erinnerung an Tod, Ohnmacht und Erniedrigung. Er findet sich gefangen zwischen dem Zwang, sich an all diese Erlebnisse erinnern zu müssen, und der Sehnsucht, sie endlich bewältigen und vergessen zu können. Diesen Spuren geht die Arbeit hauptsächlich nach. Daneben klärt sie alle wichtigen Bezüge des Romans zu Würzburg, dokumentiert diese zudem mit zahlreichen Bildern zu Alt-Würzburg, den ehemaligen jüdischen Stätten, zur Deportation und zum Wiederaufbau. Eine Karte von Würzburg mit den wichtigsten Stationen des Protagonisten macht seine Odyssee durch die Gassen der Altstadt für jeden Leser nachvollziehbar.