Beschreibung
Berichte eines sexologischen Weltenbummlers
Vieles an diesem Buch ist ungewöhnlich. Es beginnt damit, dass Magnus Hirschfeld
bei der Abfahrt "eine Reise um die Welt weder beabsichtigt noch geplant hatte".
Auch war er kein bummelnder Tourist, sondern ein Mann mit einer Mission: Er hält
auf seiner Reise - häufig zum milden Erstaunen der in der Tropensonne träge
gewordenen Kolonialeuropäer - in 500 Tagen 176 Vorträge. Sein Thema ist immer
das gleiche: Sexologie. Denn noch spannender als Canyons, Tempel und Grandhotels
sind für ihn die sexuellen Gepflogenheiten der Landesbewohner. So steht auf
Hirschfelds Besuchsprogramm ganz selbstverständlich neben dem Kirschblütenfest
in Japan das Bordellviertel in Yokohama, eine Begegnung mit japanischen
Frauendarstellern, die Suche nach Phallussteinen und die Beantwortung der Frage,
ob es das gefürchtete "Verschwinden des Penis" tatsächlich gibt.
Bestechend ist dabei die Energie und auch die Vorurteilslosigkeit, mit der der
Forscher zu Werke ging - denn neben seiner auch heute noch verblüffenden
Begeisterung für die Sexualfreundlichkeit des Islam stellt er immer wieder fest,
wie ungewöhnlich lebenstüchtig die Sprösslinge von Mischlingsehen sind. Kein
Wunder, dass Hirschfeld bei seiner Rückkehr in Berlin wenig beliebt war und die
Erstausgabe seiner Weltreise 1933 nicht dort, sondern in Zürich herauskam.