Beschreibung
1763 gründeten fünf Stadtzürcher Persönlichkeiten in Kilchberg–Schooren, direkt am Zürichseeufer, eine Porzellanmanufaktur. Mehrere Generationen von Unternehmern stellten hier bis 1906 zunächst Porzellan her, danach die günstigeren Fayencen, manganglasierte Keramik und zeitweise Steingut. Nach dem Ende der Produktion wurden die Gebäude zum Landsitz umgebaut und schliesslich 2002 gesprengt. Im Jahr darauf untersuchte die Kantonsarchäologie das Gelände unter dem Bauschutt. Anhand von Gebäudefundamenten und Resten von vier Brennöfen liess sich vor allem der Zustand des 19. Jahrhunderts dokumentieren. In den aufgelassenen Öfen und am Uferbereich kamen grosse Mengen Keramik zum Vorschein: vorwiegend Produktionsabfall und technische Keramik. Das umfangreiche Fundmaterial zeigt einerseits die Produktepalette mit ihren wechselnden Formen und Dekors, andererseits gibt es Auskunft über die komplexen Vorgänge des gesamten Herstellungsprozesses vom Formen über das Brennen bis zum Glasieren. Anders als in Museen und Sammlungen sind die einst begehrten, reich verzierten Prachtstücke aus der Zürcher Produktion unter den Funden selten, Alltagsgeschirr überwiegt dagegen. Zusammen mit historischen Quellen sowie Vergleichen mit in- und ausländischen Manufakturen gelingt es, ein facettenreiches Bild dieser 150 Jahre Keramikproduktion aufzuzeigen.
Autorenportrait
Annamaria Matter studierte Ur- und Frühgeschichte, Kunstgeschichte, Biologie und Anthropologie an den Universitäten Bern und Genf und schrieb in Zürich ihre Dissertation zum Thema «Archäologische Untersuchung in der ehemaligen Porzellanmanufaktur Kilchberg-Schooren». Ihre Forschungsschwerpunkte in der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie sind Siedlungen und die neuzeitliche Keramikproduktion. Seit 2005 ist sie Fachverantwortliche für die Epochen Mittelalter und Neuzeit bei der Kantonsarchäologie Zürich.