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Basel in der Zeit Jacob Burckhardts.

Eine Stadt und vier unzeitgemässe Denker

Brenneke, Reinhard / von Reibnitz, Barbara
Erschienen am 16.12.2005
CHF 69,00
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783796521577
Sprache: Deutsch
Umfang: 636
Format (T/L/B): 17.0 x 24.0 cm
Einband: Gebunden

Beschreibung

Der Ideenhistoriker Lionel Gossman schreibt die Stadtgeschichte Basels im 19. Jahrhundert als intellectual history ihrer vier «unzeitgemässen» Meisterdenker Bachofen, Burckhardt, Nietzsche und Overbeck. Im Vordergrund seiner Studie stehen die beiden gebürtigen Basler Johann Jakob Bachofen und Jacob Burckhardt. Basel, die traditionsreiche Humanistenstadt, erlebte die nachrevolutionären Krisen der Epoche in besonderer Exponiertheit; dies nicht zuletzt wegen ihrer Lage am Rand der Schweizerischen Eidgenossenschaft und an der Grenze zu den sich bald feindlich gegenüberstehenden grossen Nationalstaaten Deutschland und Frankreich. Eine Position, die fragile und widerspruchsvolle Zugehörigkeiten schuf. Politisch war man konservativ und hielt lange am autokratisch-elitären Ratsherrenregiment fest, wirtschaftlich überwog eine fortschrittlich-liberale Gesinnung, die jene Modernisierung vorantrieb, deren Dynamik das politisch-soziale Gefüge des alten Stadtstaates schliesslich sprengen sollte. Der erste Teil des Buches schildert die Voraussetzungen und Folgen dieser städtischen Entwicklung. Daran anknüpfend zeigt Gossman in ausführlichen biographisch-werkgeschichtlichen Kapiteln, wie die intellektuellen Haltungen seiner Protagonisten auf die historische Situation vor Ort zu beziehen und im Europäischen Kontext situiert sind. Bei allen Unterschieden war den vier Denkern die kritische Abgrenzung gegen die Aufbruchsstimmung des Jahrhunderts, gegen Fortschrittsoptimismus und Demokratisierung, gegen die Schattenseiten der Industrialisierung, gegen Beschleunigung, Medienmacht und Massenkultur, gegen Nationalismus und Grosskapitalismus gemeinsam. Diese, trotz der energischen Bejahung individueller Kühnheit und Unternehmungskraft, auch als «Antimoderne» apostrophierte Haltung hat, so Gossmans These, etwas mit dem städtischen Umfeld zu tun, in dem sie sich ausbildete, freilich nicht als einfaches Verhältnis von Ursache und Wirkung, sondern als Ausprägung einer spezifischen Konstellation. Seine Werkinterpretationen warten mit neuen Einsichten zur Entwicklung kulturgeschichtlichen Denkens seit der Aufklärung auf und können, dank ihrer gut ausgewählten Zitatbelege, auch als Einführungen gelesen werden.  

Autorenportrait

Lionel Gossman, geb. in Glasgow, lehrte bis 1999 Romanistik in Baltimore und Princeton. Er gehört mit seinem Freund und Kollegen Carl Schorske zu den engagiertesten amerikanischen Kennern der Europäischen Kultur- und Geistesgeschichte. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ideengeschichte der Aufklärung und die Geschichte der Europäischen Historiographie im 18. und 19. Jahrhundert. Er veröffentlichte wichtige Studien zu Voltaire, Benjamin Constant, Edward Gibbon und Jules Michelet und beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit der Stadt- und Intellektuellengeschichte Basels.  

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