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Vorsehung Gottes?

Zur Rede von der providentia Dei in der Antike und im Neuen Testament

Erschienen am 01.08.2005
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783788720889
Sprache: Deutsch
Umfang: 280
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Der viel missbrauchte und heute auch theologisch in die Kritik geratene Glaube an die Vorsehung eines alles voraussehenden und bewirkenden Gottes bedarf neutestamentlich einer Präzisierung und Relativierung, d.h. einer vor- und übergeordneten Verortung im Kontext der Christologie und Soteriologie. Ansatz und Ort der Providenz-aussage im frühen Christentum ist nicht im Schöpfungs glauben oder gar in der Annahme einer vernunftdurchwalteten zweckvollen Weltordnung zu finden, sondern in christologischen Bekenntnissen, die das uranfängliche "Voraus", die sachliche Priorität, Gültigkeit und Zielgerichtetheit des Christusgeschehens verdeutlichen. Was am Ende der Geschichte in Christus Ereignis geworden ist und noch werden wird, hat Gott schon vor aller Zeit entschieden. Das wird zunächst auf Tod und Auferweckung Jesu fokussiert, dann aber auch auf andere heilgeschichtliche Aussagen ausgeweitet. Der vorzeitliche Heilsentscheid Gottes begründet die Erwählungs- und Vollendungsgewissheit der Gemeinde, während Erwägungen über das Weltregiment Gottes und eine providentia specialis im Lebensweg des Einzelnen stark zurücktreten. Zwar gibt es fragmentarische und partikulare Erfahrungen der Vor- und Fürsorge Gottes auch im Leben der Glaubenden, doch viele Fragen und Rätsel, die sich angesichts der Miseren und Konfusionen in der Welt und in der eigenen Lebensgeschichte stellen, bleiben offen. Doch trotz aller Verborgenheit und Unerforschlichkeit seines Willens wird Gott als der geglaubt, der im un- durchschaubaren Auf und Ab des Lebensgeschicks der Seinen mitgeht, von dessen Liebe nichts zu trennen vermag und der mit seiner Treue für die Einlösung noch ausstehender Verheißungen einsteht. Damit werden Verantwortlichkeit und Aktivität, Gebete und Pläne der Men- schen nicht relativiert. Vorsehung dient nicht der Sank- tionierung des Bestehenden oder der Erzeugung von Ohnmachtsgefühlen, sondern ist letztlich ein eschatolo- gischer Begriff, der vom Heilsgeschehen in Jesus Christus her zur Hoffnung auf die Realisierung der Zukunftsverheißung Gottes inspiriert.

Autorenportrait

Dr. theol. Wolfgang Schrage ist emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Bonn.

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