Beschreibung
Dieses Buch untersucht erstmals die Frage des Pathos in Sebalds Selbstverständnis und Rezeption. Es beleuchtet das Verhältnis zwischen Sebalds Stilideal der unpathetischen, leidenschaftslosen Rede und seiner Ethik der Mitleidenschaft, der Em-Pathie als Protest gegen politische A-Pathie. Pathos ist hier kein Verstoß gegen den guten ethisch-ästhetischen Geschmack, sondern eine zentrale Dimension seines elegischen Werks im Zeichen der Shoah. Im Lichte von Aby Warburgs Begriff der Pathosformel, die die Ausdrucksintensität zugleich steigert und zähmt, werden Sebalds vieldiskutierter Gebrauch von dokumentarischem Material und Bildern, aber auch diskretere Motive wie Körpergebärden und die Bezüge zu Film, Theater und Oper als Formen des Pathos neu gelesen.
Autorenportrait
Karine Winkelvoss ist Dozentin für deutschsprachige Literatur an der Universität Rouen Normandie (Frankreich). Ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung brachte sie nach Berlin ans Zentrum für Literatur- und Kulturforschung.