Beschreibung
Die im vorliegenden Sammelband zusammengeführten Aufsätze des Historikers Werner Neuhaus beleuchten Aspekte jüdischen Lebens im Gebiet der heutigen Stadt Sundern/Sauerland während des langen 19. Jahrhunderts.
Dem einführenden Überblick über die Geschichte jüdischer Familien in verschiedenen Ortsteilen Sunderns folgt eine Zeitungsanalyse (Behandlung der sogenannten "Judenfrage" durch das im damaligen Kreis Arnsberg vorherrschende katholische "Central-Volksblatt"). Waren Juden in ihrem ländlich-katholischen Umfeld integriert und akzeptiert oder doch eher isoliert und gesellschaftlich an den Rand gedrängt? Diese übergeordnete Fragestellung wird konkret in einer generationenübergreifenden Untersuchung zur jüdischen Großfamilie Grüneberg erörtert. Zur Sprache kommen auch Aspekte, die in ortsgeschichtlichen Untersuchungen oft wenig Beachtung finden. Licht fällt auf Probleme bei der Eheanbahnung zwischen einem landsässigen westfälischen katholischen Adligen und der Tochter eines rheinischen Privatbankiers, der trotz - oder wegen - seines Reichtums in Köln mit antisemitischer Ausgrenzung zu kämpfen hatte. Das abschließende Kapitel lenkt den Blick auf Erzählungen und Romane eines katholischen Geistlichen aus dem Sauerland, der in einigen seiner literarischen Arbeiten der 1870er Jahre ein negatives Judenbild entwickelt hat.
edition leutekirche sauerland, Band 26.
Autorenportrait
Werner Neuhaus:
Werner Neuhaus (geb. 1947), Studium der Anglistik und Geschichte in Münster und Sheffield, von 1976 bis 2009 Lehrer am Städtischen Gymnasium Sundern. In Veröffentlichungen zur Sozial- und Kulturgeschichte des Sauerlandes im 19. und 20. Jahrhundert untersucht er u.a. die Revolution von 1848, die nationalistische Aufladung des katholischen Milieus nach 1900, die sogenannte Heimatfront und das Los der Kriegsgefangenen im Sauerland während des 1. Weltkrieges sowie regionale Erscheinungen der völkischen Bewegung zur Zeit der Weimarer Republik. - Buchveröffentlichungen (Auswahl): "Armut - Auswanderung - Aufruhr. Studien zur Sozialgeschichte des Sauerlandes" (2019); "Belgische Zwangsarbeiter im Kriegsgefangenenlager Meschede im Ersten Weltkrieg" (2020); "August Pieper und das Dritte Reich. Ein katholischer Annäherungsweg hin zum Nationalsozialismus" (2021); "Am Anfang war der Hass - der Weg des katholischen Priesters und Nationalsozialisten Lorenz Pieper" (2022, Mitherausgeber zus. mit Peter Bürger); "Ländliche Gesellschaft, verspätete Industrialisierung und katholischer Klerus - Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Religion in Sundern/Sauerland im 19. und frühen 20. Jahrhundert" (2022).