Beschreibung
Zusammenleben erzeugt Nachbarschaft, besonders in der Stadt. Nachbarschaft ist so selbstverständlich und allgegenwärtig, dass wir normalerweise nicht darüber nachdenken. Wenn Medien das Thema aufgreifen, wird es entweder dämonisiert oder glorifiziert. Um herauszufinden, was Nachbarschaft jenseits der Klischees bedeutet, hat ein erfahrener Fotojournalist für einige Monate in einer Reihenhaus-Anlage gelebt. Es entsteht ein Schlaglicht auf deutsche Normalität. Man lernt sich kennen, hilft sich, plaudert miteinander, teilt die gleichen Interessen wie Garten, Auto, Haus und Fußball, man grillt, trinkt und spielt zusammen, man lotet die gemeinsamen und individuellen Grenzen aus. Die Bedürfnisse nach Ruhe und Diskretion, nach Intimität sind verschieden. Grenzen werden durch Zäune, Wände und Hecken erzeugt - nicht auf Dauer, denn sie sind temporär, und man unterhält sich hindurch und darüber hinweg. Andreas Herzau zeigt deutsche Alltagsmomente, deren Themen allgemeingültig sind - aber das jeweilige Gesamtbild von Nachbarschaft ist so individuell wie die Menschen, die sie erzeugen. Essays des Stadtsoziologen Walter Siebel, des Architekten und Stadtplaners Bernd Kniess und des Architekturtheoretikers Christopher Dell sowie der Journalistin Christiane Florin beleuchten das Phänomen Nachbarschaft von unterschiedlichen Standpunkten. Sie werden ergänzt von Aussagen prominenter Persönlichkeiten, was Nachbarschaft für sie bedeutet: Roger Cicero, Wolfgang Clement, Hans-Olaf Henkel, Hellmuth Karasek, Ildikó von Kürthy, Christoph Metzelder, Wolfgang Niedecken, Denis Scheck, Thorsten Schröder, Esther Schweins sowie Danielle und Helmut Thoma.
Autorenportrait
Andreas Herzau, Fotograf, lebt in Hamburg Jahrgang 1962. Ausbildung zum Schriftsetzer. Volontariat bei der Zeitschrift konkret. Freier Autor (1988-1991). Seit 1992 Fotograf. Reportagen über die Drogenszene in Deutschland (1994), den Bürgerkrieg in Ruanda, Sierra Leone und Liberia (1994-1996), ein Abschiebegefängnis in Deutschland (1996), die Selbstinszenierung junger Menschen (1997-2001), New York vor und nach den Anschlägen vom 11. September (2000-2002) und Deutschland 15 Jahre nach der Wiedervereinigung (2006). 2007 porträtierte er Ole von Beust für dessen Wahlkampf, 2009 folgte eine Serie über Angela Merkel. Herzau ist Dozent für Fotografie und Gastprofessor verschiedener Hochschulen in Deutschland. Walter Siebel (Essay) ist seit 1975 Professor für Soziologie an der Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg, mit dem Schwerpunkt Stadt- und Regionalforschung. Er ist seit 1990 Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. Christopher Dell (Essay mit Bernd Kniess) widmet sich disziplinübergreifend der Produktion von Raum. Sein Fokus liegt auf der Untersuchung des konstruktiven Umgangs mit Unordnung, also auf Improvisation als Technologie. Er gilt als einer der führenden Improvisationsmusiker in Europa und ist Gastprofessor für Architekturtheorie an der HafenCity Universität, Hamburg. Bernd Kniess (Essay mit Christopher Dell) ist Professor für Urban Design an der HafenCity Universität, Hamburg. Seine Gebäude und Konzepte wurden vielfach publiziert und ausgezeichnet. Seit 2009 ist er Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Christiane Florin (Essay) leitet seit 2007 das Kulturressort des Rheinischen Merkur, Bonn. Für ihre Beiträge wurde sie 2001 mit dem Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik ausgezeichnet. Dr. Daniel Arnold, geboren 1974 in Kaiserslautern, ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Reihenhaus AG. Er promovierte an der Universität Kassel, Institut für Bauwirtschaft, bei Prof. Dr. Volkhard Franz über Innovationsprozesse im Wohnungsbau. 2000 gründet er die Deutsche Reihenhaus AG, ein Spezial-Entwickler für Reihenhaus-Wohnparks. Seit 2010 ist er Regionalbeauftragter des ZIA Zentraler Immobilienausschuss e.V. (ZIA) für Nordrhein-Westfalen. Über die ökonomischen Dimensionen des Tagesgeschäfts hinaus beschäftigt er sich mit den gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten des Familienlebens in der Stadt.