Beschreibung
Feldpostbriefe speichern Kriegserlebnisse und Liebesgefühle. Sie codieren kulturelle Schreibpraktiken und wirken als Scharnier zweier durch den Krieg getrennter Systeme: Die Front galt als männlich konnotierter Raum, die Heimat als genuin weibliche Domäne. Milliardenfach verfassten Soldaten, Frauen, Freunde und Familienmitglieder Feldpost. Trotzdem stellt es immer wieder einen Glücksfall dar, in der überlieferten Masse auch zusammenhängende Korrespondenzen zu finden. Die vorliegende Edition widmet sich solch einer erhaltenen Paarkorrespondenz aus dem Ersten Weltkrieg, die insgesamt über 150 deutschsprachige Briefe umfasst. Im Rahmen eines studentischen Forschungsseminars wurden die Brieftexte sorgfältig ediert. Außerdem finden sich in dieser Publikation kritische Stellungnahmen der Seminarteilnehmerinnen, die aus einer jeweils geschichtswissenschaftlichen, gendertheoretischen, theologischen oder literaturwissenschaftlichen Perspektive heraus das Konvolut beleuchten. Welche Geschlechterbilder werden tradiert und wie wird das Medium Brief genutzt, um mitten im Krieg so etwas wie einen Beziehungsalltag herzustellen? Wie funktioniert Liebe im Krieg?
Autorenportrait
Désirée Kaiser studierte Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte und Germanistik. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.