Beschreibung
Er gehörte zu den meist gehassten Deutschen der Napoleonischen Ära: Geboren als vermögender und verwöhnter Sohn eines reichen Braunschweiger "Hofjuden", fiel Simson Alexander David schon als Jugendlicher durch sein Geltungsbedürfnis unangenehm auf. Volljährig geworden, gründete David zunächst eine Kunsthandlung. Weil er dem verschwenderischen Herzog trotz eines drohenden Staatsbankrotts Luxuswaren lieferte und obendrein in einen Lottobetrug verwickelt war, landete er im Gefängnis. Der Dichter Gotthold Ephraim Lessing half ihm und wurde zu seinem engsten Vertrauten. Nach Lessings Tod ging David nach England, ließ sich dort angeblich taufen, arbeitete wohl als Reisebegleiter und Sprachlehrer und kehrte neun Jahre später unter dem Namen Karl Julius Lange zurück. In Hamburg, Hannover und anderen Städten suchte er vergeblich Erfolg als Schauspieler und Deklamator für englische Sprache. Sein unvorteilhaftes Aussehen machte es ihm schwer: David war untersetzt und sehr dunkelhäutig. Ein erstes, sehr kritisches Buch über die Schweiz erregte viel Aufsehen. In Bayreuth begann er eine Karriere als Journalist, gefördert vom dortigen leitenden Minister Hardenberg. Als ungemein streitlustiger, kritischer und demokratischer Geist machte sich Lange viele Feinde. Weil er nach dem Einmarsch Napoleons in Berlin 1806 auf persönliche Anregung des Feldherrn für die Franzosen arbeitete, galt er in Preußen als Landesverräter und Staatsfeind. Den Russland-Feldzug Napoleons machte Lange als Zivilbeamter mit und kam mutmaßlich Ende 1812 in Minsk ums Leben. "Ein verteufeltes Leben" in der wild bewegten Napoleonischen Zeit.
Autorenportrait
Der Historiker Peter Jungblut studierte Geschichte in München und Bonn und arbeitet seit 1990 für den Bayerischen Rundfunk. Zunächst war er als politischer Korrespondent für den Hörfunk in Bonn tätig, später in Berlin. Seit 2004 leitet er das aktuelle Kulturressort in München.