Beschreibung
Die Ausstellung und der dazugehörige Katalog setzen die Kunst zweier Staaten in Beziehung, in denen die Menschen dieselbe Sprache und kulturelle Tradition teilten, aber durch Todesstreifen und Selbstschussanlagen voneinander ferngehalten wurden. In den 40 Jahren dieser gewaltvollen Teilung gehörten die Nachbarstaaten unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systemen an. Obwohl auch die Kunstszenen in der DDR und der Bundesrepublik gegensätzlich waren, wird eine tiefe Verbundenheit der deutschen Kultur über Grenzen hinweg besonders in den 1980er Jahren deutlich. Ähnliche Sujets, ästhetische Strategien und malerische Formulierungen lassen sich aufzeigen.
Die Begriffe „Neoexpressionisten“ oder „Neue Wilde“ sind auf viele Künstlerinnen und Künstler beidseits der Mauer anwendbar. Vor allem die jüngere Generation negierte die etablierten oder von der politischen Führungselite vorgeschriebenen Kunstformen und Kunstrichtungen. Bisher sind gemeinsame Präsentationen von Werken aus Ost- und Westdeutschland nur vereinzelt vorgenommen worden. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach Mauerfall ist es an der Zeit, in der Kunst weitere Diskurse zu führen und ihre Parallelität und Diversität herauszuarbeiten.
Die Werkschau und der Katalog bieten einen Überblick über die neue deutsche figurative Malerei mit ihren expressiven und neosurrealen Impulsen. Präsentiert werden Porträts und Gruppenkompositionen, Darstellungen von Konzerten und Happenings, Interpretationen von mythologischen und biblischen Themen sowie Szenen aus dem großstädtischen Umfeld oder der Subkultur. Gemälde und Grafiken des Potsdam Museums treten in den Dialog mit Leihgaben aus deutschen Museen und Privatsammlungen. Bekannten Namen der Kunstgeschichte werden gezielt Entdeckungen zur Seite gestellt.
Der Katalog umfasst vier wissenschaftliche Texte, eine ausführliche Chronik zu den kulturellen und politischen Ereignissen der 1980er Jahre sowie Künstlerstatements. Die Beiträge nehmen die Themen und Bildsujets dieser Dekade ebenso in den Blick wie künstlerische Vorbilder und Zeitbezüge. Sie zeigen die Parallelität der künstlerischen Entwicklungen in der DDR und der Bundesrepublik auf und verdeutlichen die Absurdität des deutsch-deutschen Bilderstreits, der unmittelbar nach dem Fall der Mauer einsetzte.