Beschreibung
Darf aus moralischer Sicht mit Nahrungsmitteln spekuliert werden? Was unterscheidet einen Spekulanten von einem Glücksspieler? Schaden die Finanzmärkte der Gesamtwirtschaft mehr, als dass sie ihr nützen? Und welche Legitimitätsforderungen lassen sich ganz generell an Finanzmärkte stellen?
Die Finanzmärkte und ihre Akteure stehen seit der 2007 nahezu simultan auftretenden Finanzkrise und einer Nahrungsmittelpreiskrise öffentlich in der Kritik. Die von Ökonomen gepriesene Informations- und Koordinationsfunktion der global vernetzten Finanzmärkte wird zunehmend in Zweifel gezogen. Manche Kritiker gehen
sogar so weit, die Börse mit einem überdimensionalen Casino gleichzusetzen, in
welchem sich risikofreudige Spekulanten auf Kosten der Gesellschaft vergnügen.
Der wohl gewichtigste Vorwurf lautet jedoch, dass Finanzakteure durch massive
Investitionen in Rohstoffindexfonds die Nahrungsmittelpreise künstlich in die Höhe
und dadurch Millionen von Menschen in den Hunger getrieben haben. Dies hat eine
hitzige Diskussion ausgelöst, inwieweit es grundsätzlich zulässig sei, Nahrungsmittel
als „financial assets“ wie etwa Aktien oder Anleihen zu behandeln. Das vorliegende Buch nimmt die wichtigsten Vorwürfe im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelspekulation auf und prüft diese kritisch, indem es sie einer rigorosen
Realitätsprüfung unterzieht und verdeckte normative Hintergrundannahmen
sichtbar macht. Es führt den Leser in die zentralen Konzepte und Begriffe der
Finanzwelt ein, diskutiert die wichtigsten empirischen Erkenntnisse zur Funktionsweise von Finanzmärkten im Allgemeinen und Warenterminbörsen im Besonderen und legt dar, weshalb diese analog zu politischen Institutionen klar definierten normativen Anforderungen zu genügen haben, wenn ihre Legitimität nicht in Frage gestellt werden soll.