Beschreibung
Ein junger Mann irrt durch eine Stadt, ohne Ziel und Daseinszweck, körperlich ausgezehrt, doch «vom fröhlichen Wahnsinn des Hungers gepackt». Das ist es, was ihn aufrecht hält: ein irrlichternder Geist, ein seismografisches Empfinden, eine fantastische Erfindungs- und Einbildungskraft. Den Kapriolen seiner halluzinatorischen Zustände verdankt der weltberühmte Roman jene ungeheure Komik, die schon Astrid Lindgren begeisterte. Nicht,
in ihm geschildert wird – nämlich die manischen Ausgeburten von «Hirnfieber» bei Nahrungsentzug –, sondern,
diese existenzielle Grenzerfahrung gestaltet ist, macht ihn zu einem Meilenstein der literarischen Moderne. Der desolaten Verfassung des Ich-Erzählers entspricht ein fiebriger Sprachduktus, der Scham und Größenwahn, Verzweiflung und Überspanntheit nicht nur behauptet, sondern erstmals eine eigene radikale Erzählweise dafür findet. Über weite Strecken im inneren Monolog gehalten, entwickelt Hamsun hier Stilmittel, die Jahrzehnte später Marcel Proust, James Joyce oder Virginia Woolf aufgreifen werden. Nie zuvor oder danach sind Entbehrung und Hunger – der nach Brot wie der nach Anerkennung und Liebe – mit so ergreifender Tragikomik wiedergegeben worden wie im Hauptwerk des späteren Nobelpreisträgers.
Deutsche Referenzausgabe nach der Erstfassung von 1890 unter Berücksichtigung des im Januar 2022 erschienenen Kommentars der Dänischen Sprach- und Literaturgesellschaft (Det Danske Sprog- og Litteraturselskab).
Rezension
»Man sollte diesen fulminanten Roman, den die literarische Moderne von James Joyce bis Marcel Proust gefeiert hat, jetzt wieder lesen.«
»Wir schauen in einen Seelenzustand, und dieser Seelenzustand ist verzweifelt, aussichtslos, und gleichzeitig ist es ein erschreckend lustiger Roman […], eine existentielle Groteske «
»Kein Grund, ›Hunger‹ nicht zu lesen, vor allem in der neuen Übersetzung durch Ulrich Sonnenberg. Denn Hamsun hat mit seinem Erzähler zehn Jahre vor der Jahrhundertwende eine Urfigur des 20. Jahrhunderts geschaffen.«
»Einer der stärksten Texte der Moderne. ... Auch wegen Felicitas Hoppes Nachworts lohnt sich die Lektüre der Neuausgabe.«
»Wie der spätere Literaturnobelpreisträger den körperlichen und psychischen Verfall seines Hungerkünstlers inszeniert, das macht ›Hunger‹ zum Meilenstein.«
»Ulrich Sonnenberg hat Hamsuns Meisterwerk nun neu übersetzt und so ins Deutsche übertragen, dass man diesen Roman nicht gleichgültig zur Seite legt«