Beschreibung
'Die Nachwelt wiederholt seinen Text und kennt ihn nicht' - das könnte man, einen Spruch des Satirikers über sein Vorbild Johann Nestroy aufgreifend, auch über Karl Kraus sagen. Die Person Kraus ist tatsächlich nicht leicht zu erzählen oder gar auf den Punkt zu bringen. Seine wechselnden und bewusst widersprüchlichen Positionierungen als Spielverderber im gesamtgellschaftlichen Zusammenspiel - mit entsprechenden satirischen Masken und Methoden - führten bereits zu Lebzeiten zu Missverständnissen und Mythenbildungen. In dem nur scheinbar gesinnungslosen Verwirrspiel seiner satirischen persona ging es um nichts Geringeres als um ein Festhalten an Realität und Faktizität, an Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Satire muss solch große, ahistorische Ziele haben, aber der Satiriker lebt in seiner Zeit - um 1900 nämlich, als sich Staatsformen, Verkehrs- und Kommunikationsarten rasant veränderten. Als wohlhabender, bürgerlicher und somit vielfach privilegierter Mann wurde Kraus wie jede historische Person von der ihn umgebenden Welt geprägt, folgte Moden, hatte Untiefen und unterlag Irrtümern. In einem biographischen Spaziergang durch sein Leben in fünf Akten untersucht Katharina Prager das Leben, die Inszenierungen und das Wirken von Karl Kraus.
Autorenportrait
Katharina Prager ist Historikerin und leitet den Bereich Forschung und Partizipation der Wienbibliothek im Rathaus. Zu ihren Forschungsfeldern zählen Wien um 1900, Transnationalität und Life writing - Frauen- und geschlechtergeschichtliche Perspektiven sowie digitale Methoden sind für sie in all diesen Bereichen zentral. Seit 2012 stehen der Satiriker Karl Kraus, sein Nachlass und seine Netzwerke immer wieder im Zentrum ihrer Arbeit. Abseits zahlreicher Artikel publizierte sie das Karl Kraus-Handbuch (2022; mit Simon Ganahl), leitete digitale Projekte um die Krausschen Rechtsakten und Vorlesungen und kuratierte die Ausstellung 'Geist versus Zeitgeist. Karl Kraus in der Ersten Republik' (2018).