Beschreibung
Will man die geschichtlichen Veränderungen, denen Schwangerschaft und Geburt vom 17. bis 21. Jahrhundert unterworfen sind, mit einem Schlagwort bezeichnen, drängt sich der Begriff der Medikalisierung auf. Die fortschreitende Medikalisierung und Technisierung bestimmen auch die Zukunft von Schwangerschaft und Geburt. Entscheidungsfindung und Entscheidungshilfen am Lebensanfang sind nicht nur eine individualethische, sondern auch sozialethische Frage, die in einen größeren historischen Kontext eingebettet ist. Um die heutigen Problemstellungen und Konfliktlagen um Schwangerschaft und Geburt zu verstehen, genügt nicht ein Blick auf den gegenwärtigen Stand von Geburtshilfe und Medizin und die in ihnen herrschende Entwicklungsdynamik. Es sind vielmehr auch die soziokulturellen Veränderungen zu reflektieren, die das individuelle Geschehen von Schwangerschaft und Geburt und seinen systemischen Kontext im Gesundheitswesen beeinflussen. Der vorliegende interdisziplinäre Band möchte nicht nur praktische Hilfestellungen leisten, sondern auch zu einem vertieften Verständnis der historischen Umbrüche rund um Schwangerschaft und Geburt beitragen. Die Beiträge befassen sich mit medizinischen, rechtlichen, ethischen und kulturwissenschaftlichen Fragen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Stand und Entwicklung von Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik. Dazu kommt auch die Klinikseelsorge zu Wort. Auch der Kaiserschnitt als Geburtsmethode des 21. Jahrhunderts ist ein Thema. Außerdem dokumentiert der Band eine Leitlinie zur Erstversorgung von Frühgeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit.