Beschreibung
Masterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 1,0, Universität der Künste Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Auf der Kinoleinwand begegnen wir Blinden häufiger als im Alltag. Erstmals in dieser Breite widmet sich Jens Hinrichsen dem Phänomen blinder Menschen im Spielfilm: Figuren in einem Spiel, aus dem sie weitgehend ausgeschlossen sind - schließlich wird Kino für Sehende produziert. Was lässt blinde Kinofiguren so attraktiv für Drehbuchautoren und Regisseure erscheinen? Geht es um Blindheit als Metapher oder soll der Zuschauer etwas über den Alltag dieser Menschen erfahren? Anhand verschiedener Filmbeispiele fragt der Autor, warum das Kino so häufig ganz andere Blindengeschichten erzählt, als das Leben sie schreibt. Warum finden sich fast nie Schurken unter den blinden Kinofiguren? Warum müssen Blinde im Film häufig für Passionsgeschichten herhalten? Mainstream-Produktionen erreichen ein großes Publikum und haben starken Einfluss auf die Bilder, die sich eine Gesellschaft von Behinderten macht. Ein Actionstreifen wie "Daredevil" illustriert idealtypisch das positive Klischee des "Supercrip", des omnipotenten Krüppels. An einer Hand abzuzählen sind Filme, die sich um einen tieferen Einblick in den Blindenalltag bemühen. Die Perspektive eines Blinden einzunehmen, erweist sich geradezu als Quadratur des Kreises. Dennoch setzen Filmemacher Sehbehinderung und Blindheit immer wieder mit optischen oder akustischen Mitteln ins Bild. Behandelt werden nicht nur blinde Kinofiguren im Mainstream, auch "besondere Filme", die wirklich etwas über das Leben der blinden oder sehbehinderten Charaktere erzählen, sind Teil der Untersuchung. Dazu gehört Arthur Penns herausragender Helen-Keller-Film Licht im Dunkel ebenso wie Dancer in the Dark von Lars von Trier, in dem die Sängerin Björk eine erblindende Frau spielt. Sind diese Filme mehr als nur "Feelgood-Movies"? Der Autor gibt differenzierte Antworten. Zu bedenken bleibt: Blinde und Sehbehinderte sind im Alltag Beschränkungen unterworfen, die sich Nichtbehinderte kaum vorstellen können. Diese Menschen sind auf finanzielle, praktische und emotionale Unterstützung in besonderem Maß angewiesen. Die Sensibilisierung des sehenden Publikums mag ein Schritt auf dem Weg zu mehr Verantwortungsgefühl gegenüber Sehbehinderten sein. Doch: wenn ein Zuschauer über das Schicksal eines Blinden zu Tränen gerührt ist, stellt das noch keinen Beitrag zur Emanzipation von Behinderten dar. Ob Spielfilme auf solche Ziele hinwirken können? Das Buch versucht darauf eine Antwort zu geben.