Beschreibung
Die Arbeit untersucht, wie Tätererinnerungen für die Geschichtswissenschaft nutzbar gemacht werden können. Hans Münch, ein ehemaliger SS-Arzt in Auschwitz, hat sein Leben lang zahlreiche Interviews gegeben. Diese werden einer Sprach- und Diskursanalyse unterzogen und aus sozialpsychologischer Perspektive betrachtet. Dabei wird deutlich, wie die Methodenwahl die Ergebnisse mitbestimmt. Strukturelemente und Rahmenbedingungen, die das Denken und Handeln Münchs beeinflusst haben, werden herausgearbeitet. Dadurch werden die soziale Wirklichkeit der SS-Ärzte sowie die Beweggründe für diesen Genozid auf der Täterebene greifbarer gemacht. Es wird aufgezeigt, wie Münch Brüche in seiner Lebensgeschichte mit einem konsistenten Selbstbild, einer Sinnkonstruktion, zu überdecken versuchte.
Autorenportrait
Caroline Heitz wurde 1983 in Basel geboren. Sie studierte Archäologie, Osteuropäische Geschichte und Ethnologie in Basel.
Eveline Schüep wurde 1967 in Zürich geboren. Sie studierte Kunstgeschichte und Geschichte in Basel.
Inhalt
Inhalt: Neurologischer und kulturwissenschaftlicher Gedächtnisbegriff – Erzählte Erinnerungen als Quelle: verschiedene Analysemethoden – Diskurs- und Sprachanalysen der Narrationen Münchs – Münch als Holocausttäter – Sozialpsychologische Analyse des Falles Münch – Nachdenken über Münchs psychische Mechanismen – Münchs Erinnerungsstrukturen: Konsequenzen methodischer Ansätze. Inhaltsverzeichnis