Beschreibung
Die Frage nach den Beziehungen der in die Donaumonarchie inkorporierten slavischen Länder zu Österreich-Habsburg ist – auch vor dem Hintergrund der heute in den betroffenen Ländern sich vollziehenden Transformationsprozesse – von nicht verjährendem Interesse. Vierzehn ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler legen zu dieser Problematik exemplarische Einzelstudien aus geschichtswissenschaftlicher, slavistisch-literatur- und -sprachwissenschaftlicher sowie kunst- und kulturhistorischer Perspektive vor, die überdies verschiedene Bereiche der Slavia fokussieren (Böhmen, Polen, Kroatien, Ukraine, Slowenien). Über die disziplinären Erträge jedes einzelnen der Aufsätze hinaus liegt der Reiz der vorliegenden Sammlung in der Mischung der Ansätze, in der bestechenden Vielfalt der Detailfragen und in der Diversität der methodischen Verfahrensweisen. In der Gesamtschau verbinden sie sich zu einer höchst konstruktiven und anregenden Lesart des Problemkomplexes «Habsburg und die Slavia», die nicht zuletzt dem interdisziplinären Diskurs neue Impulse geben dürfte.
Autorenportrait
Die Herausgeber: Gun-Britt Kohler ist seit 2007 Juniorprofessorin für Slavistische Literaturwissenschaft an der Universität Oldenburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind kroatische, polnische und russische Literaturwissenschaft, die Konstitution der modernen Literatur, Literatur und Nation sowie Literatur und Philosophie.
Rainer Grübel ist Professor für slavische Philologie (Literaturwissenschaft) an der Universität Oldenburg. Seine Publikationen widmen sich der Literaturtheorie (beispielsweise der Literaturaxiologie) sowie der russischen und kroatischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.
Hans Henning Hahn ist Historiker und seit 1992 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Oldenburg. Seine Veröffentlichungen behandeln u.a. die Geschichte Polens und Böhmens.
Rezension
«Der Sammelband verbindet hervorragende Einzelbeiträge, die den Stand der fachbezogenen Forschung gut aufbereiten. In der Gesamtkonzeption zeigt sich, dass der fachübergreifende Theorie- und Methodentransfer der mit Ost- und Mitteleuropa befassten Wissenschaften durchaus noch gesteigert werden kann.» (Christian Voss, Kritikon Litterarum)
Inhalt
: Gun-Britt Kohler: Vorwort – Matthias Weber: Deutsche Herrscherdynastie und slawische Untertanen? Die böhmischen Länder im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft – Christian Hannick: Zum Prager Slavenkongress von 1848 – Hans Henning Hahn: Der Austroslawismus: Vom kulturellen Identitätsdiskurs zum politischen Konzept – Klaus Bachmann: Die außenpolitische Relevanz panslawistischer Tendenzen in Polen und der Ukraine vor dem Ersten Weltkrieg – Karl Gutschmidt: ‘Sprachenkämpfe’ in der Donaumonarchie – Harald Bichlmeier: Zur sprachlichen Situation und der Sprachpolitik der Habsburgermonarchie in den böhmischen Kronländern zwischen 1848 und 1914 – Herta Maurer-Lausegger: Slowenisch und Deutsch in Kärnten. Sprachlich-kulturelle Koexistenz und Germanisierungsprozess von den maria-theresianischen Reformen bis zum Ende der Habsburgermonarchie – Gun-Britt Kohler: Zur Wirkung der Habsburger Zensur auf die Entwicklung der kroatischen Literatur im Kontext des Illyrismus – Rainer Grübel: Theatralizität. Habsburgs Ende im Dramenzyklus «Glembajevi» [«Die Glembays»] von Miroslav Krleža – Wolfgang Stephan Kissel: Der Sturz des Hauses Habsburg und die serbische Moderne: Zur Mythenkritik im Frühwerk Miloš Crnjanskis – Dirk Uffelmann: In Erinnerung verloren. Der Galizien-Mythos – Goran Krni?: Die Habsburger Regierung in Kroatien und ihr Bild in der kroatischen Literatur nach 1918 – Gerhard Giesemann: Kulturhistorische Berührungspunkte zwischen Slowenien und Habsburg – Beate Störtkuhl: Kunst und Nation: Krakaus Entwicklung zur kulturellen Hauptstadt des geteilten Polen in der späten Habsburgermonarchie. Inhaltsverzeichnis