Autorenportrait
Osamu Tezuka wurde am 3. November 1928 in Toyonaka (Provinz Osaka) geboren. Als er sieben Jahre alt war, zog seine Familie nach Takarazuka, wo er schon während seiner Grundschulzeit damit begann, Manga zu zeichnen. Daneben verfolgte er aber auch noch weitere Interessen, besuchte des öfteren das Planetarium in Osaka oder das Frauen-Musicaltheater »Takarazuka-Revue«. Die größte Leidenschaft in seinen frühen Lebensjahren galt allerdings der Welt der Insekten. Diese kleinen Lebewesen übten eine solche Faszination auf ihn aus, das Tezuka seinem Namen noch ein Schriftzeichen, gleichbedeutend mit unserem Wort »Insekt«, hinzufügte. Trotz des sich bald entwickelnden Interesses für Zeichentrickfilme, die sogenannten Anime, begann Tezuka 1945 nach Schulabschluss ein Medizinstudium und tat es somit seinem Vater gleich. Doch schon während der Studienzeit arbeitete er an verschiedenen Manga, der erste erschien 1946 in dem Magazin »Shokokuminshinbun« unter dem Namen »Ma-chans Tagebuch«. Während des Studiums arbeitete Tezuka weiter erfolgreich an verschiedenen Manga-Projekten, so entstanden dabei z. B. »Shin Takarajima«, der erste Manga in Buchform, von dem sich auf Anhieb 400.000 Exemplare verkauften, oder »Janguru Taitei«, den wir als KIMBA, DER WEISSE LÖWE kennen. Nach erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums zog 1952 Tezuka von Osaka nach Tokyo, da er von mehreren Verlagen angeworben wurde, hauptberuflich Manga zu zeichnen. Dort entstanden die erfolgreichen Reihen »Ribon no Kishi« (übers.: »Der Ritter mit der Schleife«) und »Tetsuwan Atomu«, hierzulande unter dem Namen ASTRO BOY bekannt. 1960 entstand mit »Seiyuki - Die Reise nach Westen« sein erster Anime. Ein Jahr später erhielt Tezuka die Doktorwürde der Medizin und gründete außerdem seine eigene Produktionsfirma, die »Mushi Production AG«. Nach und nach wurden immer mehr Werke von Tezuka als Anime im Fernsehen ausgestrahlt, ebenso entstanden einige Realverfilmungen. Nachdem Tezuka 1964 in New York Walt Disney getroffen hatte, wurde auch dort zum ersten Mal ein Anime, nämlich ASTRO BOY, von ihm veröffentlicht. Durch viele Reisen, die Tezuka u. a. nach Amerika und Europa führten, wurde sein Werk in immer mehr Teilen der Erde bekannt. Zu seiner Arbeit sagte Tezuka: »Was ich durch meine Arbeit auszudrücken versuche, ist sehr einfach: >Liebe alle Kreaturen dieser Welt! Liebe alles, was lebendig ist!< Diese Botschaft habe ich in all meinen Werken auszudrücken versucht.« Tezukas Leben war von einer unglaublichen Schaffenskraft geprägt, seine Werke umfassen insgesamt 150.000 Seiten Comics, seine Anime können 60 Abende füllen. Der zweite Weltkrieg hatte im übrigen einen großen Einfluss auf viele seiner Geschichten. Osamu Tezuka starb 1989 an Krebs. Einen Tag nach seinem Tod erschien in einer japanischen Tageszeitung ein Nachruf, in dem auch die Frage gestellt wird, weshalb die Menschen im Ausland nicht in dem Maße Comics liebten wie es die Japaner täten. Die Antwort gibt der Verfasser am Ende selbst: »Eine Antwort ist, daß es in ihren Ländern keinen Tezuka gegeben hat!« In seiner Heimat Japan hat Osamu Tezuka einen höheren Stellenwert als Hergé oder Walt Disney in der westlichen Welt. 1994 wurde in seiner Heimatstadt Takarazuka die Tezuka-Osamu-Gedenkhalle errichtet, um sein Leben und Werk zu würdigen, denn Tezuka gilt als der Urvater des Manga, in Japan wird er gar als »Manga no kamisama - Gott des Manga« bezeichnet.
Atsushi Kaneko wurde am 26. Dezember 1966 in Sakata/Präfektur Yamagata geboren. Inspiriert von Musik und Film – weniger von Manga selbst ? begann er nach dem Studium zu zeichnen. Erste Aufmerksamkeit erhielt das aus seiner Feder stammende Ratty gets new way bei einem Wettbewerb des zum Verlag Shogakukan gehörenden Magazins Big Comic Spirits im Jahr 1990. Von 2000 bis 2002 erschien Bambi, eine siebenbändige Serie, die in Frankreich ab 2006 verlegt wurde. Ab 2003 arbeitete Kaneko an Soil, einem mysteriösen Thriller, der in einer Retortenstadt spielt. Von der Kritik gut aufgenommen und auch auf dem Internationalen Comicfestival in Angoulême zweimalig nominiert, wurde die Serie in 11 Bänden schließlich 2012 mit dem „Grand Prix L’Imaginaire“ ausgezeichnet. Aktuell liegen in Japan bereits zwei Bände von Kanekos neustem Streich Deathco vor, der im japanischen Magazin Comic Beam aus dem Hause Enterbrain vorveröffentlicht wird.
Atsushi Kaneko gilt in der japanischen Comicwelt als Rebell und Ausnahmetalent: Graphisch vergleichbar mit amerikanischen Künstlern wie Charles Burns oder Paul Pope, im Erzählstil cineastisch angelehnt an David Lynch, Alfred Hitchcock oder Quentin Tarantino, zählt Kaneko gleichfalls Georges Méliès‘ Stummfilm „A trip to the moon“, den japanischen Zeichner Suehiro Maruo als auch den Punk zu seinen Einflüssen. Sein dreibändiger Thriller Wet Moon im Film-Noir-Stil wurde 2014 mit dem französischen Kritikerpreis (Prix Asie ACBD) ausgezeichnet und schaffte es 2015 auf die Nominierungsliste von Angoulême.
Rezension
„Ein dystopischer, kompromissloser Rachefeldzug in gestochen scharfen Schwarzweiß-Kontrasten“
Zurück in die Zukunft