Beschreibung
Die Konferenz von Évian war ein diplomatisches Großereignis. Auf der Basis zeitgenössischer Briefe, Tagebücher und Memoranda der Vertreter jüdischer Organisationen und im Kontext der internationalen Flüchtlings- und Migrationspolitik entfaltet Martin Jost eine neue Perspektive auf die ikonische Flüchtlingskonferenz und den mit ihr verbundenen Erwartungshorizont: Im Juli 1938 betrachteten die Fürsprecher der Verfolgten die Ergebnisse der Verhandlungen und die Gründung des Intergovernmental Committee on Refugees als hoffnungsvollen Auftakt und realistischen Weg für die Emigration hunderttausender Jüdinnen und Juden aus dem deutschen Herrschaftsbereich. Angesichts der präzedenzlosen NS-Vernichtungspolitik transformierte sich diese Wahrnehmung: Die Erfahrung des Holocaust führte zu einer Deutung der Konferenz als verpasster Moment zur Rettung der europäischen Judenheiten.