Beschreibung
Wie Raumstationen an den äußersten Ende des Universums erschienen den alten Griechen ihre Küstenstädte am Schwarzen Meers. Über Tausende von Jahren verlief hier die Grenze zwischen Europa und Asien, fast ein halbes Jahrhundert die zwischen Ostblock und westlichem Bündnis. Die dünne Schicht organischen Lebens über einer gewaltigen toten Tiefe; zwei Strömungen, deren obere westwärts, deren untere ostwärts zieht - das geheimnisvolle Meer symbolisiert geradezu die Spannung, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.
„Last & Lost“, dem Atlas des verschwindenden Europas, folgt „Odessa Transfer“, eine Fahrt an die Grenzen früherer Imperien, an Orte des Exils und der Zuflucht. Was entsteht hier, zwischen Constanza und Odessa, Jalta und Sotschi, Batumi und Istanbul, auf den Trümmern der ältesten und der jüngsten Geschichte? In Essays, literarischen Reportagen und Erzählungen wird die Schwarzmeerregion sichtbar - als ein Raum, dessen Zauber und Zerstörtheit die poetische Einbildungskraft herausfordert.
Mit Texten von Neal Ascherson, Attila Bartis, Mircea Cartarescu, Nicoleta Esinencu, Karl-Markus Gauß, Katja Lange-Müller, Sibylle Lewitscharoff, Aka Morchiladze, Emine Sevgi Özdamar, Katja Petrowskaja, Andrzej Stasiuk, Takis Theodoropoulos und einem Fotoessay von Andrzej Kramarz.
Autorenportrait
Katharina Raabe, geboren 1957 in Hamburg, ist Lektorin für osteuropäische Literaturen im Suhrkamp Verlag.
Monika Sznajderman, geboren 1959 in Warschau, leitet zusammen mit Andrzej Stasiuk den Verlag Czarne in Wolowiec/Südpolen.
Rezension
»Schriftsteller der Schwarzmeerstaaten wurden um Standortbeschreibungen der Ungastlichkeit gebeten. Dabei ging es nicht nur um poetische Meereskunde oder neue Anlässe für die Ästhetik des Unwirtlichen, sondern auch um das besondere Lebensklima in diesem geopolitischen Nirgendwo.«
»Ein Buch, das mehr als nur neugierig macht: Odessa Transfer eröffnet einen im Westen lange vernachlässigten, ... vergessenen europäischen Kulturraum neu. Wer sich von der Begeisterung infizieren lässt, die die Autoren versprühen, dem liefert das Buch neue Reiseziele für Jahre: Batumi und Trapezunt, Suchumi und Sotschi, Constanta und natürlich Odessa: Schon die Namen klingen wie Versprechen!«
»
liegt ein überzeugendes Konzept vor. Die Umrundung des Schwarzen Meers, zu der uns
einlädt, hat einer wirklich auf sich genommen. Und zwar mit dem Fahrrad: der polnische Fotograf Andrzej Kramarz. Es sind diese Küstenbilder von Andrzej Kramarz, die ›Odessa Transfer‹ zu einem rundum gelungenen Buch machen.«
»Alle Autoren dieses Buches sind Berichterstatter dessen, was sich an den Küsten des Schwarzen Meeres ereignet hat: die Vernichtung kultureller Identitäten, die Auslöschung vieler Sprachen, Verbannung und politische Unterdrückung sowie wirtschaftliche Miseren. So vermittelt dieser Band ein differenziertes Bild vom Schwarzen Meer, das, so viel ist gewiss, auch künftig für Überraschungen sorgen wird.«
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