Beschreibung
Im Zentrum dieses Bandes stehen Selbstzeugnisse von Patienten, die in Tagebüchern, Krankenakten, Bittschriften, Autobiographien, Briefen, weit verstreuten Archivalien und in bildlichen Zeugnissen zu finden sind. Kaum eine Quellengattung führt historische und ökonomische Bedingungen so plastisch vor Augen wie die Niederschriften kranker Menschen. Zugleich stellen die oft unter Zwang und in prekären Lebenssituationen verfassten Dokumente hohe Anforderungen an ihre historische Auswertung. Abhängigkeiten und institutionelle Ordnungen lassen viele Selbstzeugnisse a priori unfrei erscheinen. Die Analyse der Verhältnisse, unter denen die Quellen entstanden, ermöglicht es, Sozialgeschichte aus dem Blickwinkel einzelner Individuen zu betrachten. Tatsächlich sind Patientendokumente weit öfter als erwartet Zeugnisse reflektierten selbstbewussten Handelns. Gerade im Angesicht der Krankheit bewahrten die Verfasser Autorität über die eigene Biographie.
Autorenportrait
Philipp Osten promovierte an der Berliner Charité mit einer Arbeit über die Etablierung einer Gesundheits- und Sozialfürsorge für körperbehinderte Kinder in Kaiserreich und Weimarer Republik. Von 2003 bis 2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Seit Dezember 2007 ist er Assistent am Heidelberger Institut. Seine Forschungsgebiete sind Medizin und Öffentlichkeit, der Umgang mit Bildern in der Medizin, Überwachung von Wissenschaftlern und Kongressen im Nationalsozialismus und die Geschichte des Schlafs.
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