Beschreibung
In einer Medizin, die sich zunehmend als wirtschaftlich gesteuerter Betrieb versteht, zählt nur das, was sichtbar gemacht, gemessen und belegt werden kann. Durch diese Selektion der Wahrnehmung geraten zentrale Leistungen des Arztes wie die des Zuhörens vollkommen aus dem Blick, obwohl das aufmerksame Zuhören eine Kernleistung ärztlicher Behandlung ist. Dies führt zu einer immer größeren Entfremdung der Heilberufe von der eigentlichen Erlebniswelt ihrer Patienten, die gerade nicht durch Bilder, Labor- und Messwerte eingefangen werden kann. Diesem unheilvollen Trend muss mit einer neuen Aufwertung des Hörens als Ausdruck echter Aufmerksamkeit begegnet werden.
Autorenportrait
Giovanni Maio, Philosoph und Mediziner, ist Inhaber des Lehrstuhls für Medizinethik an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität und Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin. Er berät die Deutsche Bischofskonferenz wie auch die Bundesregierung oder die Bundesärztekammer.