Beschreibung
Als 1945 die Russen kamen, wurden die Ostdeutschen entnazifiziert und umerzogen. Einer, der dafür verantwortlich war: Oberst Tulpanow. Sein Name geistert durch Memoiren und Geschichtsschreibung. Er gehörte zu den wichtigsten Nachkriegspolitikern in Deutschland und hat die Entwicklung bis 1990 maßgeblich beeinflusst. Die Öffentlichkeit sah in ihm nur einen russischen Kulturoffizier. Ein Irrtum. Der Sohn einer deutschen Jüdin war eine Schlüsselfigur in der sowjetischen Deutschlandpolitik. Von Stalin schon 1949 aus Berlin abberufen und in Leningrad in die Wissenschaft gesteckt, durfte er erst 1965 wieder die Sowjetunion verlassen und deutschen Boden betreten. Seine Wirkungen aber blieben. Zeitlebens bemühte er sich um ein vernünftiges Verhältnis zwischen Russen und Deutschen, er baute Brücken. Diese erste, umfassende Biografie Tulpanows wirft ein Schlaglicht auf eine schwierige Zeit der deutschen Geschichte.
Autorenportrait
Inge und Michael Pardon sind studierte und promovierte Historiker. Inge Pardon leitete das Zentrale Parteiarchiv der SED und sorgte dafür, dass es unter dem Dach des Bundesarchivs gesichert wurde. Gemeinsam mit ihrem Mann recherchierte sie in deutschen und russischen Archiven, sprach mit Angehörigen und Zeitgenossen Tulpanows, den sie selbst in ihrer Arbeit kennengelernt hatte. In St. Petersburg hat sie an der Universität, an der Tulpanow arbeitete, aktuell eine Gastprofessur.