Beschreibung
Das politische Wirken von Hugo Preuß beruht auf einem verfassungs- und staatstheoretischen, geschichtlichen und sozialwissenschaftlichen Rechtsverständnis, das seine gesamte berufliche Tätigkeit bestimmt hat. Dieses Konzept wird erstmals in Band 2 seiner Gesammelten Schriften dokumentiert: Keine der hier herausgegebenen Schriften ist im mehrfach nachgedruckten Sammelband "Staat, Recht und Freiheit" (Tübingen 1926) enthalten. Unter Einbeziehung der monographischen Werke, die als Nachdrucke verfügbar sind, wird Preuß' Lehre dargestellt und erläutert. Sie zeigt eine Überlagerung, Konkretisierung und Fortbildung der politischen Position durch den Einfluss Otto von Gierkes, weist zugleich aber auch eine eigenständige Weiterbildung auf. Im Gegensatz zur von Paul Laband beherrschten staatsrechtlichen Dogmatik gewinnt dadurch, lange vor der Weimarer Kontroverse, ein älterer Methoden- und Richtungsstreit Konturen. Er betrifft eine Neubewertung des internationalen Rechts, die Souveränitätslehre, die Stellung der obersten Staatsorgane, die Deutung der kommunalen, insbesondere der städtischen Ebene der öffentlichen Gewalt und damit wichtige Aspekte des Verwaltungsrechts, namentlich des Kommunalrechts und des öffentlichen Dienstrechts. Daraus folgt die Reformbedürftigkeit der damals bestehenden Verwaltungsstrukturen. Insgesamt entfalten die im vorliegenden Band dokumentierten Schriften ein Programm, das für das konkrete verfassungspolitische Wirken von 1918/19 weithin bestimmend geworden ist und damit eine Grundlage heutiger Verfassungsstaatlichkeit darstellt.
Autorenportrait
(1860-1925) 1918 Staatssekretär des Innern, Entwurf der Weimarer Reichsverfassung; 1919 erster Reichsinnenminister, Rücktritt mit dem Kabinett Scheidemann wegen der Bedingungen des Versailler Friedensvertrages; 1920 Abgeordneter des Preußischen Landtags für die DDP.