Beschreibung
Ferdinand von Saar, der bedeutende Chronist der untergehenden Habsburger Monarchie, begann mit ersten schriftstellerischen Versuchen im Schatten von Grillparzer und Stifter. Seine Verbindung von psychologischem Feingespür und skeptischem Realismus machte ihn jedoch schnell zu einem der wichtigsten Vorläufer für die literarische Moderne Österreichs, wie etwa für Arthur Schnitzler. Text in neuer Rechtschreibung
Autorenportrait
Ferdinand von Saar, 30. 9. 1833 Wien - 24. 7. 1906 Wien-Döbling. Der aus einer Beamtenfamilie stammende S. trat nach dem Besuch des Wiener Schottengymnasiums 1849 in die Armee ein (1854 Leutnant). 1860 nahm er seinen Abschied und versuchte sich als freier Schriftsteller zu etablieren. Nach dem ersten Erfolg 1873 kam er mit seinen weiteren Werken zu spätem literarischen Ruhm. 1902 wurde er Mitglied des österreichischen Herrenhauses. Er litt an einer unheilbaren Krebskrankheit und nahm sich das Leben. S.s Werk umfasst Lyrik, Versepen, sechs Dramen und zahlreiche Erzählungen und Novellen. Auf diesen gründet sich seine literaturgeschichtliche Bedeutung. Sie sind in der österreichischen Geschichte und Gesellschaft verwurzelt und vielfach von einer Atmosphäre der Resignation, des Verlusts und des Niedergangs durchdrungen. Dabei steht hinter dem persönlichen Schicksal der Protagonisten und der Vergänglichkeitsthematik die Vorstellung eines gesetzmäßigen, determinierten Geschichtsverlaufs. Vergänglich ist auch die Liebe, die mit einem Hauch morbider Sinnlichkeit geschildert wird und in ihrem Scheitern zeigt, dass Einsamkeit eine Grundtatsache des menschlichen Lebens darstellt. In S.s melancholischer Stimmungskunst wirkt Schopenhauerscher Pessimismus nach. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.