Widerspruch 82
Postwachstum – Leben über den Verhältnissen?
Wüthrich, Therese / Jaspert, Robin / Borelli, Enrico / Wörner, Lara / Keller, Christoph / Graack, Ni
Erschienen am
24.04.2024, Auflage: 1. Auflage 2024
Beschreibung
Ist der Zwang zum Wachstum ein Naturgesetz? Was bedeuten Wohlstand und soziale Teilhabe im Zusammenhang mit alternativen Wirtschafts- und Careformen? Wie kann sich der Globale Süden eigenständig entwickeln und aus der Armut befreien? Klimabewegte, feministische und ökosozialistische Versuche zur Beantwortung drängender Fragen.
Inhalt
Editorial
Im Gedenken an Pierre Franzen
Walter Schöni
Pierre Franzen – Kulturschaffender, Intellektueller, Sozialist
Friederike Kretzen
Rede an der Gedenkfeier vom 10.2.2024
Systembruch?
Michael Graff
Wachstumskritik und Postwachstumsgesellschaft
In einer konsequent linken Degrowth-Politik sind Kapitalismus und Wachstumsbeschränkung unvereinbar.
Roland Herzog
Postwachstum aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert
Degrowth wird kaum umsetzbar sein ohne Planung, welche die existenziellen Bedürfnisse der Menschen für ein besseres Leben weltweit sicherstellt.
John Bellamy Foster
Ökosozialismus und Degrowth-Theorie
«Für den Ökosozialismus ist eine Wirtschaft ohne Wachstum nur eine realistische Einsicht in die gegenwärtigen Notwendigkeiten der hoch entwickelten Volkswirtschaften, aber das Schwergewicht liegt auf einer ökosozialistischen Planung...»
Christine Dellsperger
Low-Tech, eine Bewegung für die Zukunft?
Low-Tech reduziert Komplexität und fragt nach einfachen technischen Lösungen, damit wir uns in einer ökologisch begrenzten Welt kollektiv entfalten können.
Jutta Weber
Anpassung oder «Öffentlicher Luxus»
Statt Anpassung und Technokratie bedarf es neuer, überzeugender Narrative einer demokratischen, partizipativen und sozialökologischen Transformation - die viel von kritischen Social Science Fiction-Autor:innen lernen kann.
Feministisches Degrowth
Andrea Baier
Subsistenz braucht kein Wachstum
Alternativen zur kapitalistischen Ökonomie sind nur schwer vorstellbar – und befinden sich doch stets vor unseren Augen.
Annemarie Sancar
Sorgewirtschaft und sorgende Wirtschaft
Wovon müsste Degrowth ausgehen, um aus einer feministischen Perspektive bei Gender anzusetzen?
Wachstumskritik und Globaler Süden
Nico Graack, Robin Jaspert, Lara Wörner
Antikolonial-global, sozialistisch-lokal
Analyse und Überwindung neokolonialer Machtverhältnisse müssen im Zentrum von Degrowth stehen, sonst verfängt sich die Denkschule in unauflösbaren Widersprüchen.
Monika Streule
Urbaner Extraktivismus und Wachstumskritik an den Rändern von Mexiko-Stadt
Extraktivismus beschreibt auch die (postkoloniale) Inwertsetzung urbaner Regionen. Er betrifft zudem soziale Verhältnisse und nicht wachstumsorientierte indigene Lebensweisen. Doch es gibt Widerstand dagegen.
Diskurs- und Kunstkritik
Christoph Keller
Zirkulierende Worthülsen
Sind «System Change» und «Climate Change» einfach Worthülsen, die mehr verstecken als benennen?
Peter Spillmann
Über die Unmöglichkeit einer "Vision für 2050"
Kann Kunst ein Katalysator gesellschaftlicher Veränderungen sein und lassen sich durch sie neue, nicht zerstörerische Formen des Zusammenlebens und Wirtschaftens imaginieren?
Roman Rossfeld
Die SP zwischen Fortschrittseuphorie und Wachstumskritik:
Wie sich die wirtschaftspolitische Position der Sozialdemokratischen Partei zur Wachstumsfrage seit dem Zweiten Weltkrieg verändert hat – und wie eine weniger an Wachstum orientierte sozialdemokratische Wirtschaftspolitik aussehen könnte.
Diskussion
Angela Klein / Therese Wüthrich
Zwischen Aufbruch und Repression
Trotz Kriegsrecht finden in der Ukraine gewerkschaftliche Kämpfe statt. Zum Beispiel schliesst sich das Personal in den Spitälern zu einer grossen unabhängigen Massenorganisation zusammen. Das Ziel ist allgegenwärtig: Den postsowjetischen Alltag für ein besseres Leben überwinden.
Interessengemeinschaft der Bewohner:innen und Benutzer:innen von Stefanini-Liegenschaften IGBBSL, Winterthur
Kollektiv, vor Ort und aus eigener Kraft
In der ehemaligen Arbeiter:innenstadt Winterthur findet eine politisch gewollte Verdrängung ärmerer Menschen zugunsten von finanzstärkeren Einwohner:innen statt. Rund um die Stefanini-Häuser organisieren sich Betroffene und kämpfen seit Jahren dagegen.
Enrico Borelli / Samuel Burri
Die Versorgungskrise in der Pflege
Was die Gewerkschaftsbewegung tun kann, um die Pflegekrise abzuwenden und die Zukunft der Gesundheitsversorgung zu beeinflussen.
Petra Schmidt-Wiborg
Gemeinwohlorientierte, sozial gerechte statt finanzialisierte Gesundheit
Private Equity-Firmen übernehmen immer mehr Einrichtungen des Gesundheitswesens. Der Gewinn wird abgezogen, die Gesundheitsversorgung abgebaut. Dagegen steht die Forderung, dass das Gesundheitswesen sozial gerecht organisiert wird.
Michael Näpfli
Partisanen Republik Ossola
Ein Versuch, Solidarität praktisch zu verwirklichen, und die Herausforderungen einer vom Faschismus befreiten Region.
Rezensionen
Christoph Keller: «Afrika fluten» (Peter Jakob Kelting)
Fabian Saner (Hg.): Sozialökologische Wende und Armut in der Schweiz (Urs Hafner)
Bruno Latour / Nikolaj Schultz: Ein Memorandum (Ueli Mäder)
Thomas Piketty: Natur, Kultur und Ungleichheit. (Eugen Rieser)
Jason Hickel: Less is More (Rasmus Krones)
Meng Jie, Jan Turowski (Hrsg.): Immer noch tastend den Fluss überqueren (Kurt Seifert)
Dem verdeckten Anderen auf der Spur - Enrique Dussel Ambrosini (1934–2023) (Beat Dietschy)
Philipp Oswalt: Bauen am nationalen Haus (Beat Hüttner)
Esteban Piñeiro, Stefanie Kurt, Eva Mey, Peter Streckeisen (Hrsg.): Soziale Arbeit und Integrationspolitik in der Schweiz (Ueli Mäder)