Beschreibung
Im Gegensatz zu anderen Wissenschaftlern teilen die Akteure der Literaturtheorie mit dem Gegenstand ihrer Analyse sowohl das Medium wie auch dessen literarisch-rhetorische und poetologische Mittel. Dieser Band fragt in einem Querschnitt von Kierkegaard über Nietzsche, Šklovskij, Lugowski, Spitzer, Bachtin, Heidegger, Gadamer, Genette, de Man, Foucault, Derrida bis zu Kristeva und Agamben nach dem blinden Fleck der Beobachtung zweiter Ordnung, in der die verwendete Literatur selbst ihre Theorie medial wieder reflektiert und modifiziert, durchkreuzt und hinterfragt. In der doppelten Denkbewegung von Reflexion der Theorie einerseits und von Rückbesinnung auf das literarische Medium andererseits lässt sich eine neue radikale Philologie begründen, welche die einmaligen Interferenzen und Paradoxien zwischen Literatur und Literaturtheorie feststellt und ausmisst.
Autorenportrait
Der Herausgeber: Boris Previši? ist Germanist, vergleichender Literaturwissenschaftler und Konzertflötist; seine Forschungsinteressen liegen im intermedialen Bereich zwischen Literatur und Musik und in der interkulturellen Literaturwissenschaft. Er verfasste eine Monographie über
(2008) und arbeitet an einem post-doc Projekt über die literarische Rezeption des jugoslawischen Zerfalls.
Inhalt
Aus dem Inhalt: Daniel Müller Nielaba/Boris Previši?: Reflexion literarischer (Selbst-)Beobachtung. Skizzen zu einer radikalen Philologie – Alexander Honold: Die Zeit der Erzählung. Marcel Proust und die Narratologie Gérard Genettes – Christoph Steier: Vom (Un)Ernst des Lesens. Clemens Lugowskis unerhörte Literaturwissenschaft und die «Schicksals»-Frage bei Tieck, Novalis und Kleist – Jens Herlth: Tanz mit der Wissenschaft. Viktor Šklovskij zwischen Theorie und Literatur – Boris Previši?: Rabelais-Bachtin. Offene Körpertexte-Textkörper und ihre Nicht-Theoretisierbarkeit – Hans-Georg von Arburg: «A ‘Stimmungsgeschichte’ of the word
is necessary». Leo Spitzer liest Denis Diderot – Hubert Thüring: Die Sprache, das Leben. Giorgio Agamben denkt in der Fluchtlinie der Literatur – Klaus Müller-Wille: Schattenspiele. Zum Verhältnis von Theorie und Theatralität in Søren Kierkegaards
– Barbara Naumann: Gewalt der Sprache. Nietzsches Descartes-Kritik, Grünbeins Descartes – Csongor L?rincz: Zwischen Heissen und Entzug. Zum Verhältnis von «Dichten» und «Denken» bei Heidegger – Christian Villiger: Metaphorologie des Verstehens. Zur Literarizität von Gadamers Hermeneutik – Daniel Müller Nielaba: De Man liest Rilke liest de Man – Sabine Schneider: Adalbert Stifter, die Literatur des 20. Jahrhunderts und die methodischen Paradigmenwechsel der Literaturwissenschaft. Inhaltsverzeichnis