Beschreibung
Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können, von ihrer Herkunft und ihrer gesellschaftlichen Position her gesehen: der gut situierte, studierte Poet Carl Spitteler und der freie Schriftsteller Carl Albert Loosli, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und lebte. Doch sie verstanden sich ausgezeichnet, debattierten in den Jahren 1908–1924 über Philosophie und Poetik, Erziehung und Schule, über Politik und allerhand Zeitgenössisches.
Beide waren sie sich einig darin, dass Geist und Macht schwerwiegende Gegensätze darstellten. In den Jahren unmittelbar vor und während des Ersten Weltkriegs sahen sich Spitteler wie Loosli in ihren Auffassungen des Gegensatzes zwischen «Machtmensch/Täter» und dem einsamen, autonom handelnden Denker auf unheilvolle Weise bestätigt. Nicht Politiker sind es, sondern mit Spitteler und Ferdinand Hodler zwei Kulturschaffende, welche die richtigen Worte und Zeichen finden, um die Schweiz aus ihrer Lähmung zu lösen und ihr neue Wege aufzuzeigen. Loosli war dabei einer der wichtigsten Gesprächspartner Spittelers und spielte eine bedeutende, bisher in der Grössenordnung unterschätzte Rolle in dessen Leben und Werk. Das zeigt allein schon der Umfang der erhalten gebliebenen Korrespondenz, die jetzt einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird.